Kardinal Marx sieht Reformprozess der Kirche auf gutem Weg

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich in Mainz versammelt, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Der scheidende Amtsinhaber stellt sich vor dem Dom katholischen Frauen, die ihre Forderungen mit zunehmender Ungeduld zur Sprache bringen.
von  dpa
Kardinal Reinhard Marx, scheidender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild
Kardinal Reinhard Marx, scheidender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild © dpa

Mainz - Die katholische Kirche will auch unter einem neuen Vorsitz in der Deutschen Bischofskonferenz an ihrem Dialog für Reformen festhalten. "Dieser synodale Weg geht gut weiter", sagte der scheidende Vorsitzende, der Münchner Kardinal Reinhard Marx zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe am Montag in Mainz. "Nun wollen wir hoffen, dass wir einen guten Vorsitzenden finden und uns miteinander auf den Weg machen."

Als weitgehend offen gilt am (morgigen) Dienstag die Wahl des neuen Geistlichen an der Spitze der Bischofskonferenz. "Personalangelegenheiten sind immer von einer besonderen Spannung und einem besonderen Interesse", sagte Marx. Die viertägige Versammlung habe aber darüber hinaus ein umfangreiches Programm. Dazu gehöre die Beratung über den Synodalen Weg. Diesen Dialog über vier zentrale Zukunftsfragen der Kirche hat die Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), also der Dachorganisation von Laienverbänden, eingeleitet. Er sei zuversichtlich, dass damit ein Beitrag geleistet werde, die schon länger in Deutschland wie in der Weltkirche anstehenden Themen gründlich und in respektvoller Weise zu behandeln, sagte Marx.

Kurz zuvor hatte Marx zusammen mit ZdK-Präsident Thomas Sternberg mehr als 130 000 Unterschriften "für eine geschlechtergerechte Kirche" entgegengenommen. "Sie können davon ausgehen, dass ich mich sehr einsetzen werde, dass dieses Thema nicht beiseite geräumt wird", sagte Marx der Bundesvorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, und Birgit Mock vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). "Nicht die Weihe von Frauen ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss", sagte Sternberg und übernahm damit eine der Osnabrücker Thesen zu Frauen in kirchlichen Ämtern von 2017. "Es muss etwas geschehen und deswegen danke ich Ihnen für Ihren Protest."

"Was wir nicht wollen, ist die eindeutige Rollenzuweisung: Frauen sind fürs Dienen da und Männer für die Macht", sagte Heil. "Frauen sind bereit, dienende Rollen einzunehmen. Wir fordern aber auch ein, Macht in unserer Kirche zu übernehmen." Gegen die Mehrheit der Katholiken, werde auch die Amtskirche nicht angehen können. "Wir sind nicht diejenigen, die die Kirche spalten wollen, wir sind der Kern der Kirche." Dies müsse auch dem Vatikan deutlich gemacht werden.

In einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Basisbewegung "Wir sind Kirche" verlangten Initiativen von Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche eine umfassende Entschädigung der Opfer. "Es geht nicht um eine Anerkennung, es geht um eine Entschädigung für den Schaden, der im Leben von Tausenden von Menschen angerichtet ist", sagte Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation "Eckiger Tisch". Wenn weiterhin nichts passiere, stelle sich auch die Frage nach zivilem Ungehorsam. "Wir haben bislang davon abgesehen, Gottesdienste zu stören - das wäre eine Möglichkeit." Er hoffe, dass die Vollversammlung nach intensiven Gesprächen mit Fachleuten Eckpunkte für eine Entschädigungslösung aufzeigen werde, sagte Marx.

In der geheimen Wahl des Vorsitzenden der Bischofskonferenz kann jeder der 68 Teilnehmer der Vollversammlung einen Namen auf den Stimmzettel schreiben. In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, ab dem dritten Wahlgang reicht die absolute Mehrheit. Jeder Bischof kann gewählt werden. Die Entscheidung gilt als offen. Chancen werden etwa dem Berliner Erzbischof Heiner Koch, dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, dem Limburger Georg Bätzing und dem gastgebenden Mainzer Bischof Peter Kohlgraf eingeräumt. Der Bischofskonferenz gehören neben den Bischöfen der 27 Bistümer in Deutschland auch die Weihbischöfe an, von Fall zu Fall auch zeitweilige Vertreter.

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