Kardinal Marx: Fühlte mich nicht zu Rückzug gedrängt
München - Kardinal Reinhard Marx hat sich nach eigenen Angaben nicht zu einem Rückzug vom Vorsitz der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gedrängt gefühlt. "Ich hatte nie das Gefühl, dass mich jemand stürzen wollte. Alle sind davon ausgegangen, dass ich noch einmal antrete", sagte er in einem Interview des "Spiegel". "Ob sich das alle mit gleicher Intensität gewünscht haben, kann ich nicht sagen."
Marx, der ursprünglich als konservativ galt, inzwischen aber zu den Kirchenreformern zählt, hatte im Frühjahr völlig überraschend erklärt, er wolle nicht für eine zweite Amtszeit als DBK-Chef kandidieren. "Ich war überzeugt, dass die Zeit reif ist für einen Wechsel", sagte der 66-Jährige.
In dem Interview kritisierte der Erzbischof von München und Freising auch das umstrittene Corona-Schreiben mehrerer hochrangiger katholischer Kirchenmänner. "Dieser Aufruf hat mich erstaunt und auch fassungslos gemacht. Er spaltet und macht Angst."
In dem umstrittenen Text, den auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, früherer Bischof von Regensburg und ehemaliger Chef der vatikanischen Glaubenskongregation, unterschrieben hat, heißt es: "Es sind Tatsachen, dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt wurden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit."
Marx betonte im "Spiegel", er "sehe keine Veranlassung zu glauben, dass morgen die Diktatur in unserem Land ausbricht oder die Religion bekämpft wird. Ich weiß nicht, aus welcher Kompetenz heraus die Kirche darüber debattieren sollte, was bei einer Pandemie sinnvoll ist und was nicht." An diesem Montag (25. Mai) erscheint Marx' neues Buch mit dem Titel "Freiheit".
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