"Kann jedem passieren"
MÜNCHEN Ein bisschen Liebeskummer ist noch lange kein Stalking. Doch wenn aus dem vorübergehendem Zorn des Enttäuschten (85 Prozent der Stalker sind männlich, 90 Prozent der Opfer weiblich), die Verfolgung des unerreichbaren Objekts der Begierde wird, die sich auch noch steigert, statt nachzulassen, sprechen Experten von Stalking.
Welche Formen nimmt Stalking an? Zahlreiche Telefonanrufe zu den unmöglichsten Zeiten im Büro oder privat wie im Fall einer TU-Mitarbeiterin (siehe unten). Es kommt zu Verleumdungen, Beleidigungen, der Verfolger ist oft vor der Wohnung oder der Arbeitsstätte des Opfers zu sehen. Geschenke, Liebesbriefe, dann Bedrohungen in Briefen und Emails, das alles sind Formen des Stalkings. Aber auch konkrete Sachbeschädigungen vom zerstochenen Autoreifen bis zum zerkratzen Auto gehören zum Repertoire der Stalker. In extremen Fällen kommt es zu Einbrüchen, Körperverletzungen und sogar Mord.
„Stalking kann man nicht verhindern. Stalking kann jedem passieren.“ Erika Schindecker, Vorsitzende des Vereins Deutsche Stalking-Opferhilfe (DSOH) weiß, wovon sie redet. Sie war selbst Opfer eines Stalkers. Was tun gegen Stalking? „Ein Stalking-Tagebuch führen“, rät Erika Schindecker. Auf der Website der Opferhilfe finden sich Tipps. Die erfolgversprechendste Methode, einen Stalker loszuwerden, ist, ihm oder ihr konsequent klar zu machen, dass kein Kontakt mehr erwünscht ist. Den Stalker sollte man dann konsequent ignorieren.
Das schließt auch ein, sich nicht auf ein „letztes Gespräch“ einzulassen. Genau dies wolle der Stalker, erklärt Schindecker. Ein „letztes Gespräch“ bedeute nichts weiter als erneuten Kontakt, eine Reaktion des Opfers. Die Situation bei einem solchen Zusammentreffen könne eskalieren, weil beide Seiten mit diametral entgegengesetzten Zielen ins Gespräch gehen.
Hilfsangebote der DSOH: Eine Selbsthilfegruppe ist geplant. Die Opferhilfe veranstaltet zudem am 14. Dezember das nächste Selbstsicherheitstraining gegen Stalking. Opfer können sich schon jetzt an die kostenfreie Hotline ( 0800 0800 233) wenden.
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