Kaninchen-Qualen

Leiden für den Sonntagsbraten: Kurz vor Ostern fordern Tierschützer ein Verbot der Kaninchen-Mast. An vielen Orten in Deutschland werden die Tiere in viel zu engen Käfigen gehalten.
Der Kot von tausenden Kaninchen verströmt beißendes Ammoniakgas, das den Tieren die Augen verätzt. Viele haben Exzeme – und verstümmelte Ohren. Eingezwängt in winzige Drahtkäfige warten sie auf den Tod.
Kurz vor Ostern sorgen Tierschützer der Organisation VierPfoten mit dramatischen Bildern und Berichten aus deutschen Kaninchenmastbetrieben für Entsetzen. Fünf dieser Anlagen stehen in Bayern.
Marcus Müller von Vier Pfoten: „Jedes Jahr werden in der Bundesrepublik 25 Millionen Kaninchen verspeist, 60 Prozent stammen aus China, einige 100000 werden bei uns gemästet.“ Unter anderem in in Rotenburg, Coburg, Höhenrain und Ingolstadt. Die Bedingungen seien überall dieselben. „Das deutsche Durchschnittskaninchen hat gerade mal 700 Quadratzentimeter Platz. Das ist kaum mehr als ein DIN-A4-Blatt.“ Drei Monate – von der Geburt bis zur Schlachtung – werden tausende Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht. Mit der Geschlechtsreife beginnen die Rangkämpfe, denen sie sich nicht entziehen können. Die Folgen: abgebissene Ohren und Kannibalismus. „Bis zu 25 Prozent der Mastkaninchen sterben vor der Schlachtung“, sagt Müller.
In Österreich ist die Mast schon verboten
Tierschützer fordern seit langem, die Kaninchenmast in Deutschland – wie etwa in Österreich – zu verbieten. „Der Bundesrat hat jetzt die Regierung aufgefordert, endlich etwas zu unternehmen. Aber ich glaube nicht, dass sich in dieser Legislaturperiode noch etwas tut“, sagt Marcus Müller.
Was rät er dem Verbraucher? „Hände weg von Kaninchen-Fleisch!“, sagt der Tierschützer bestimmt. In Deutschland gebe es nur einen einzigen Betrieb in Baden-Württemberg, der Kaninchen in tierfreundlicher Bodenhaltung mäste. Das Gütesiegel der „Qualitätsgemeinschaft Kaninchen“, das auf manchem Sonntagsbraten prangt, hält er für eine Mogelpackung: „Es wurde von der Kaninchen-Branche eingeführt. Sie kontrolliert sich quasi selbst.“ Und sogar vor Wochenmärkten warnt der Experte. „Die meisten Kaninchenmäster sind Direktvermarkter, die über Mittelsmänner auf Bauernmärkten verkaufen, auch in und um München.“
Natalie Kettinger