Kaniber will für kleine und regionale Schlachthöfe kämpfen
München (dpa/lby) - Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) will zunehmende Großstrukturen in der Fleischindustrie einbremsen und für den Erhalt kleiner und regionaler Schlachthöfe im Freistaat kämpfen. Immer mehr Auflagen und in Bezug auf Kleinbetriebe teilweise überzogene EU-Hygiene-Anforderungen hätten Großstrukturen wie Tönnies befördert, sagte Kaniber am Mittwoch laut Redemanuskript bei der Vorstellung des neuen bayerischen Agrarberichts im Landtag. Dennoch gebe es im Freistaat noch rund 1800 gemäß EU-Lebensmittelrecht zugelassene Schlachtbetriebe. Das sei "eine im Bundesvergleich noch weitgehend intakte Schlachthofstruktur. Das wollen wir erhalten."
Kaniber betonte, man setze auf Regionalität und starke Partnerschaften vor Ort. Als Reaktion auf die Vorgänge bei Tönnies wolle man ein Online-Portal für regionale Schlachtstätten aufbauen, damit Partner vor Ort noch besser zusammenfinden. "Wir wollen mehr Fleisch aus unseren bayerischen Regionen." Konkret kündigte sie zudem an, den Umbau der Nutztierhaltung mit einem Investitionszuschlag für besonders tierfreundliche Stallsysteme vorantreiben zu wollen.
Insgesamt zeigte sich Kaniber mit der Lage der Landwirtschaft in Bayern zufrieden. "Mit ihren vielfältigen Betriebsformen beweist sie Konkurrenzfähigkeit, Kreativität und Krisenfestigkeit", sagte sie.
2019 gab es in Bayern 105 300 Bauernhöfe mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von rund 30 Hektar. Die Quote der jährlichen Betriebsaufgaben hat sich dem neuen Agrarbericht zufolge bei 0,7 Prozent stabilisiert. Der durchschnittliche Jahresgewinn eines Betriebs lag zuletzt mit rund 55 000 Euro zwar unter dem besonders guten Ergebnis des Wirtschaftsjahres 2017/2018, aber über dem Mittelwert der vergangenen fünf Jahre, wie Kaniber betonte.
Unter Druck sind dem Agrarbericht zufolge aber insbesondere Tierhalter. Die Zahl der Milchvieh- und Mastschweinehalter habe sich um jeweils rund fünf Prozent jährlich reduziert, berichtete Kaniber.
Wie sich die Corona-Krise auf die Einkommen der Landwirte auswirkt, konnte Kaniber nicht sagen: Eine realistische Einkommensprognose für das Wirtschaftsjahr 2019/2020 sei derzeit noch nicht möglich.
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