Kaniber wandelt 50 Quadratkilometer in Naturwälder um

Die letzten größeren Urwälder wurden in Mitteleuropa im späten Mittelalter gerodet. Ein halbes Jahrtausend später greift die Idee um sich, künstlichen Ersatz zu schaffen.
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Michaela Kaniber (CSU), bayerische Agrarministerin, schaut in die Runde. Foto: Peter Kneffel/dpa
dpa Michaela Kaniber (CSU), bayerische Agrarministerin, schaut in die Runde. Foto: Peter Kneffel/dpa

München (dpa/lby) - Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) wandelt 50 Quadratkilometer Staatsforst in vier Regionen Bayerns in Naturwälder um. Diese Waldgebiete werden ab sofort nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt, wie Kaniber am Freitag in München erklärte. Dabei handelt es sich um Teile der Isarauen zwischen München und Landshut sowie drei Buchen-Mischwälder im Steigerwald, auf der Fränkischen Platte bei Würzburg und der Frankenalb bei Kelheim. Abgeriegelt für die Bürger werden diese Gebiete nicht: Das Betreten bleibt erlaubt, geplant sind auch Informations- und Bildungsangebote.

"Wir geben diese ganz besonderen, urtümlichen Wälder der Natur zurück, damit sie sich frei und ungestört entwickeln können", sagte Kaniber. Die Agrarministerin will in den Staatswäldern ein landesweites Netzwerk naturbelassener Gebiete einrichten. Erster Schritt war vor einem Jahr die Umwandlung von 960 Hektar Auwald bei Neuburg an der Donau. "Wir lassen sie zu wilden Wäldern werden und damit auch zur Heimat für seltene Pflanzen und Tiere, die auf größere unberührte Flächen angewiesen sind."

Die Staatsregierung erntete damit Zustimmung bei Grünen und SPD im Landtag - verbunden mit der Forderung nach mehr. "Es ist gut, dass die Natur in den vier Waldschutzgebieten eine Verschnaufpause vom Menschen bekommt", sagte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. "Gleichzeitig ist dies nur eine verzagte Verlegenheitslösung, weil Markus Söder in seinen ideologischen Vorbehalten gegen einen dritten Nationalpark gefangen ist."

"Das sind überraschende und gute Nachrichten für den Schutz von Wäldern und Auen in Bayern", sagte SPD-Umweltexperte Florian von Brunn. "Hier geht aber noch mehr." Unter anderem sprechen sich beide Oppositionsfraktionen für besseren Schutz des Spessarts in Unterfranken aus.

Unter Förstern und Forstfachleuten wird die Idee künstlicher Urwälder seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert, da die unter Schutz gestellten Gebiete ihr heutiges Aussehen der menschlichen Bewirtschaftung verdanken - und ihre ursprüngliche Gestalt auch dann nicht zurückgewinnen, wenn die Bewirtschaftung eingestellt wird.

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