Kampf der Kulturen

NÜRNBERG - Altbayern gegen Franken: Der Wissenschaftler Georg Seiderer sieht Grummeln in Nordbayern nach der Ablösung von Günther Beckstein.
Der Machtkampf in der CSU lässt alte Feindseligkeiten und Ressentiments zwischen Altbayern und Franken wieder aufleben. Nach Meinung des Historikers Georg Seiderer treten die regionalen Differenzen offen zutage. „Auch nach 200 Jahren Zugehörigkeit zu Bayern besteht in Franken ein Sonderbewusstsein fort“, sagte der Professor für Neuere Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und Volkskunde an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Die Ablösung des aus Nürnberg stammenden Ministerpräsidenten Günther Beckstein auf Druck der Oberbayern-CSU werde deshalb in Franken nicht so schnell vergessen werden. „Man kann davon ausgehen, dass das Grummeln in den fränkischen Landesteilen weiterwirken wird“, sagte Seiderer.
Rückgriff auf das Regionalbewusstsein
In Zeiten des Konflikts finde ein Rückgriff auf das jeweilige Regionalbewusstsein statt, sagte der Historiker. So hätten die Oberbayern die damalige Ablösung von Ministerpräsident Edmund Stoiber durch Beckstein möglicherweise als Kränkung empfunden.
Generell ist die Integration der fränkischen Landesteile in den bayerischen Staat nach Seiderers Worten gelungen. „Das heißt nicht, dass regionale Besonderheiten eingeebnet wurden“, betonte er. Auch konfessionelle Unterschiede zwischen dem katholischen Süden und dem überwiegend protestantischen Norden spielten noch eine Rolle.
Auf die politische Durchsetzungsfähigkeit Frankens wirkt sich die historisch bedingte Zersplitterung bis heute nachteilig aus. „Die frühere territoriale Kleinteiligkeit mit Hochstiften, Markgrafen, Reichsstädten und Grafschaften wirkt nach. Eine gemeinsame Stimme könnte mehr Gewicht haben.“