Kaltenberger Ritterturnier: "Wie eine eigene Jahreszeit"
Fürstenfeldbruck - Luitpold Prinz von Bayern hat seine liebe Not, dass das weiße Ross neben ihm keinen Bierschaum stibitzt. Neugierig wäre das Pferd jedenfalls. Es liebäugelt immer wieder mit dem vollen Steinkrug in der Hand des Wittelsbachers, während fürs Foto posiert wird.
Donnerstagvormittag, Pressetermin in der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg in Fürstenfeldbruck. Das Szenario: Die schwarzen Ritter und die Hauptdarsteller des Kaltenberger Ritterturniers traben in den Hof und wollen vorab testen, ob das Bier fürs traditionelle Fest auch mundet.
Bierprobe als Einstimmung aufs Ritterturnier
Wenig überraschend: Ja, es gibt den ritterlichen Segen und ein Prost sowie ein internationales "Enjoy your beer!" (die Ritter gehören zu einer Pferde-Stunt-Gruppe aus Frankreich). Ritter glücklich, Prinz glücklich. Und der Braumeister auch.
Die Bierprobe soll eine Einstimmung auf die Ritterturniere sein, die an den Wochenenden zwischen 12. und 28. Juli auf Schloss Kaltenberg in Geltendorf stattfinden. An den neun Veranstaltungstagen werden rund 100.000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Kleiner Streich: Erst Miniatur-Krug
Für Luitpold Prinz von Bayern ist das eine besondere Zeit: "Es ist schön, wenn die Ritter wieder da sind", sagt er zur AZ. Es sei fast wie "eine eigene Jahreszeit" für ihn.

Damit die Bierprobe nicht ganz so erwartbar ausfällt, wird dem "Wolfsbart"-Darsteller Ludovic Gortva erst einmal ein Miniatur-Krug gereicht. "Was ist das? So klein?", entfährt es ihm. Auch 0,5 Liter sind ihm zu wenig. Zufrieden ist er mit dem dritten Krug: drei Liter! Drin ist König Ludwig Dunkel, wofür die Schlossbrauerei bekannt ist. Und stolz drauf. Das wird es auch hauptsächlich auf dem Mittelalter-Spektakel geben. Man besinnt sich damit aufs Ursprüngliche. Luitpold Prinz von Bayern erklärt's: Zuerst gab es das dunkle Bier, das helle wurde erst später erfunden. "Das dunkle Bier finde ich angenehmer zu trinken. Es hat ein bisschen mehr malzige Noten, aber ist nicht schwer, nicht süß oder pappig."
Die Frage nach seinem Lieblingsbier - selbsterklärend? Das komme auf die Situation (und das Essen) an, sagt er. "Bei Schweinebraten oder Schokoladentorte: Keine Frage, dass es ein Dunkles sein muss."
"Das hundertste Volksfest? Sinnlos!"
Markus Wiegand von den Ritterspielen hat für die AZ eine Empfehlung abseits des Bieres: "Mein Geheimtipp sind eigentlich die Freitage." Erst ab 17 Uhr öffne an diesen Tagen das Gelände - bis halb zwei nachts. "Es ist eine irre Stimmung. Das Turnier startet genau ins Dunkelwerden hinein. Die Pyro- und Lichteffekte sind mitreißend. Danach geht es weiter an den Bühnen, den Schänken, auf dem Markt." Grundsätzlich sagt er: "Wir haben wie immer eine neu inszenierte Show." Seit Monaten wird daran gearbeitet und geprobt.
An die Ursprünge des Ritterturniers im Jahr 1980 erinnert Luitpold Prinz von Bayern. Man habe damals überlegt: "Was können wir als Fest etablieren, das es noch nicht gibt? Das hundertste Volksfest? Die hundertste Nachahmung des Oktoberfestes? Sinnlos." So kam man auf die Idee mit dem Ritterturnier.
Anfangs war es in kleinem Rahmen, auf einer Wiese, mit Flohmarkt. Am ersten Tag kam das Fernsehen, "am nächsten Tag haben sie uns komplett überrannt". Seither hat man ordentlich nachgerüstet und investiert.
Soweit zum Event.
Umzug: "Ich kenne die Gegend sehr gut"
Die Wittelsbacher sind bekanntlich zurückhaltend, wenn es um ihr Privatleben geht. Ein bisserl plaudert der Prinz dann doch am Rande der Bierprobe. Zum Beispiel über den Umzug ins Schloss Bullachberg im Allgäu, in direkter Nähe zu Neuschwanstein.
Ist schon alles ausgepackt? Ja! Schon eingelebt? "Ich kenne die Gegend sehr gut, das ist nichts Neues." Trotzdem sagt er: "Die Aussicht ist nach wie vor wunderschön. An einer schönen Landschaft sieht man sich nicht satt." Aber natürlich hat der Umzug nun zur Folge, dass er öfter mit dem Auto unterwegs ist, drei bis vier Mal pro Woche fährt er normal ins Büro nach Geltendorf, erzählt er. Der Prinz, ein Pendler.
Freude über baldigen Nachwuchs seines Sohnes Ludwig
Und, wie geht es seinem Sohn, Ludwig Prinz von Bayern, der mit seiner Frau Sophie das erste Kind erwartet? "Es geht ihm gut", alles sei gut. Auch der angehende Großvater wirkt glücklich: "Es ist nicht der erste Enkel, aber natürlich freut man sich."
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