Kaiserlied und Salut für Otto von Habsburg
Jahrzehntelang hat sich Otto von Habsburg für die Einheit Europas eingesetzt. Eine Woche nach dem Tod des 98-Jährigen zelebrierte Kardinal Reinhard Marx in München ein feierliches Requiem mit mehr als 600 Gästen. Es war ein würdevoller Abschied ohne jeden Pomp.
München - – Salutschüsse, Kaiserlied und Trommelwirbel: Bei einem feierlichen Requiem haben sich Verwandte, Politiker und kirchliche Würdenträger am Montag in München von dem verstorbenen Kaisersohn Otto von Habsburg verabschiedet. Im Alter von 98 Jahren war er vor einer Woche in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See gestorben. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, würdigte von Habsburg in seiner Predigt als großen Europäer und überzeugten Christen: Er habe die Herausforderungen angenommen, die mit seinem großen Namen verbunden gewesen seien. Und er habe daran erinnert, dass Europa nicht zum Geldverdienen da sei, sondern dass es eine geistliche und geistige Berufung sei.
„Danke für das, was Du für Deine Familie, für dieses Land, für Europa und auch für die Kirche getan hast“, sagte Marx während des Pontifikalrequiems mit rund 600 Trauergästen.
Ein Pontifikalrequiem ist die Heilige Messe (Requiem), die im Rahmen der Beisetzung durch einen Abt oder Bischof zelebriert wird. Während des Gottesdienstes wurde ein Kondolenzschreiben von Papst Benedikt XVI. verlesen. Als großer Europäer habe sich Erzherzog Otto unermüdlich für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf dem Kontinent eingesetzt, schrieb das katholische Kirchenoberhaupt über den ältesten Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn.
Die Trauerfeier war würdevoll, aber ohne Pomp, umrahmt von Michael Haydns Requiem unter der musikalischen Leitung von Cornelia von Kerssenbrock. Bayerische Gebirgsschützen und Mitglieder der Tiroler Schützenkompanie standen als Ehrengeleit neben dem Sarg. Dieser war von einer Fahne in den habsburgischen Farben gelb und schwarz bedeckt und von zwei großen Kreuzen aus weißen und roten Rosen umrahmt.
Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Trauergemeinde auf dem Odeonsplatz zur Aussegnung. Die Gebirgsschützen verabschiedeten sich mit Böllerschüssen. Auch das von Haydn komponierte Kaiserlied wurde gesungen: „Gott erhalte, Gott beschütze, unsern Kaiser, unser Land“.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hob die „tiefe Menschlichkeit“ des langjährigen CSU-Europapolitikers hervor und nannte ihn einen Mann des Ausgleichs, der Versöhnung und der Völkerverständigung. Der Münchner Oberrabbiner Steven Langnas sprach das israelitische Totengebet. Damit würdigte er von Habsburgs Einsatz für die Religionsfreiheit und für die Juden im Nationalsozialismus.
Unter Trommelwirbel wurde der Sarg in ein Auto verladen. Nächste Station ist der österreichische Wallfahrtsort Mariazell, wo die Trauerfeiern am Dienstag und Mittwoch weitergehen. Am Samstag wird Otto von Habsburg in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Letzte Station ist Ungarn. Dort soll das Herz des Verstorbenen auf dessen Wunsch seine letzte Ruhe finden.
Unter den Trauergästen waren neben den sieben Kindern des Verstorbenen auch andere hochadlige Gäste wie die Wittelsbacher. Auch Gloria Fürstin von Thurn und Taxis war dabei. Angereist waren auch hochrangige Kirchenvertreter wie der Budapester Weihbischof Ferenc Cserháti und Politiker wie Österreichs Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sowie Vertreter anderer europäischer Staaten.