Käse, Kaffee und Kekse zum Schleuderpreis

Nicht nur die Krise drückt die Lebensmittelpreise, sondern Norma, Lidl und Co. Deutschland hat den härtesten Markt der Welt. Experten sagen aber ein Ende des Billig-Booms voraus.
von  Abendzeitung
Immer billiger: Lebensmittelpreise im Keller.
Immer billiger: Lebensmittelpreise im Keller. © dpa

Nicht nur die Krise drückt die Lebensmittelpreise, sondern Norma, Lidl und Co. Deutschland hat den härtesten Markt der Welt. Experten sagen aber ein Ende des Billig-Booms voraus.

NÜRNBERG Im Juli kostete der Frischkäse beim Discounter Netto noch 79 Cent, jetzt sind es 59 Cent. Wie geht das?

Die Discounter senken die Preise. Butter kostet so viel wie in der Nachkriegszeit. Generell drückt die Krise die Lebenshaltungkosten in Deutschland, aber die Preisbrecher bei Lebensmitteln fallen besonders auf.

„Zu zwei Dritteln hat der Preisverfall mit den sinkenden Rohstoffpreisen zu tun“, sagt Wolfgang Stütz, Leiter des Zentraleinkaufs bei „Norma“. Das letzte Drittel sei in den „Preisschlachten der Markenanbieter“ begründet: „Wenn die mit ihren Preisen in den Keller gehen, müssen wir mit unseren Eigenmarken nachziehen.“ Welcher Kunde will Norma-, Aldi- oder Lidl-Kaffee kaufen, wenn der namhafte Hersteller billiger zu haben ist?

Reduziert ein Discounter ein Produkt, zieht der andere sofort nach

Die Deutschen hatten schon immer den Ruf der ewigen Billigheimer. Der Anteil der Discounter ist hierzulande am höchsten: Auf 44 Prozent kommen die Billigmärkte. Der deutsche Lebensmittelmarkt ist der härteste der Welt, die Marktführer Aldi und Lidl bekriegen sich um ihre preisverwöhnten Kunden. Wenn einer ein Produkt reduziert, zieht der andere sofort nach.

Der harte Preiskampf hat für Verbraucher nicht nur positive Auswirkungen: Martin Rücker von „Foodwatch“ sagt: „Der Handel muss auf den Preiskampf mit Einsparungen reagieren.“ Die Folgen: weniger Arbeitskräfte, weniger Qualität. Wolfgang Stütz von Norma, die ihre Zentrale in Nürnberg hat, sieht das anders: „Die Preispolitik hat auf unsere Personalpolitik keine Auswirkungen.“

Mit den Lebensmitteln des täglichen Bedarfs verdienen die Discounter nicht mehr viel Geld. Das holen sie bei anderen Produkten, wie zum Beispiel Kleidung, nach. Nicht alles wird billiger, sondern nur gängige Produkte, bei denen sich Kunden die Preise merken. Experten sagen voraus, dass der Preiskampf aber bald vorbei sein wird. Irgendwann ist auch der Spielraum der Discounter ausgereizt. rg/StW

Das Verbraucherportal Preiszeiger.de hat für die AZ jetzt die Lebensmittel ermittelt, bei denen der Preis am stärksten gefallen ist. Die Ergebisse finden Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Wochenende, 14./15.11.

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