Kälte-Schock: Passagiere saßen im ICE fest
Stromleitung durch Baum gekappt: Bis zu vier Stunden waren Reisende im Zug nach Nürnberg gefangen
LUDWIGSSTADT Kleine Ursache – große Wirkung: Ein umgestürzter Baum hat die Bahnstrecke Bamberg-Saalfeld lahmgelegt – und damit auch die Stromversorgung des ICE 1515, der gerade auf dem Weg nach Nürnberg war, gekappt. Rund 200 Reisende, darunter mehrere Kleinkinder und ein zehn Wochen alter Säugling, saßen in der Nacht zum Dienstag stundenlang in einem stockdunklen, immer kälter werdenden Zug zwischen Ludwigstadt und Steinbach am Wald (Kreis Kronach) fest – am Schluss bei nur sieben Grad...
Anderthalb Stunden brauchte die Bahn, um festzustellen, dass der Schaden nicht zu reparieren war. Gegen 22 Uhr wurde dann das Technische Hilfswerk (THW) Kronach alarmiert. 30 Mann machten sich auf den Weg zu dem festsitzenden Zug und einer in der Nähe steckengebliebenenen Regionalbahn, in der glücklicherweise nur ein Fahrgast war.
Der ICE war für die Helfer nur schwer zu erreichen
Der Weg zum ICE war allerdings recht beschwerlich. Mit Geländewagen und sogar einem Amphibienfahrzeug ging es für die Helfer durch die tiefverschneite Landschaft. Den letzten Kilometer legten die THWler mit Taschenlampen ausgerüstet auf den Gleisen zurück.
Derweil beorderte die Bahn einen Dieseltriebwagen zur Unglücksstelle. Dann erst konnte der Zug evakuiert werden. Über Notstege verließen die durchgefrorenen Fahrgäste den Pannen-ICE, in dem die Temperatur inzwischen auf sieben Grad abgesunken war. „Um 0.30 Uhr war die Evakuierung abgeschlossen. Es hat alles so lange gedauert, weil die Witterungsverhältnisse so widrig waren“, sagte eine Bahnsprecherin.
Gestrandet in der Schulturnhalle
Das kurz vor Mitternacht informierte Rote Kreuz organisierte in Windeseile Schlafplätze und Verpflegung für die Gestrandeten. Der Bürgermeister von Ludwigsstadt hatte kurzerhand die Schulturnhalle zur Verfügung gestellt. Aus einem Seniorenheim in der Nähe wurden warmer Tee, Suppe und Brotzeit für die hungrigen Fahrgäste herbeigeschafft.
„Für einen Teil der Passagiere, die ganz dringend nach Nürnberg mussten, organisierten wir in der Nacht noch Busse und Taxen“, sagt Roland Beierwaltes, BRK-Geschäftsführer im Kreisverband.
Am Dienstagfrüh um sechs Uhr war die Oberleitung wieder repariert, um sieben Uhr setzten die restlichen Fahrgäste ihre Reise fort.
Andrea Uhrig
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