Justiz-Opfer Donald S. - Sein irrer Fall als TV-Serie
Er saß als falscher Bankräuber 5 Jahre unschuldigin Haft, weil ein Gutachter Fehler machte – PRO 7 zeigt jetzt sein Schicksal. Titel: „Unschuldig“.
NÜRNBERG Fünf Jahre saß Donald S. (50) unschuldig in Haft, weil ihn ein Gutachter beim Prozess am Nürnberger Landgericht fälschlich als Bankräuber identifiziert hatte. 14 Jahre nach dem fatalen Irrtum wird der aufsehenerregende, irre Fall jetzt im Fernsehen in der PRO 7-Justizserie „Unschuldig“ nachgestellt. Kommenden Mittwoch, 20.15 Uhr, kämpft Alexandra Neldel (32, „Verliebt in Berlin“) als Anwältin Anna Winter für Recht und Gerechtigkeit. In der Realität waren der Nürnberger Strafverteidiger Manfred Neder und Zivilanwalt Erich Bäckerling dafür zuständig.
Die Vorgeschichte: Der Zeitschriftenvertreiber Donald S. – fast drei Zentner schwer und zwei Meter groß – geriet 1992 als vermeintlicher Bankräuber ins Visier der Polizei, weil der wahre, erst 2001 gefasste und inzwischen verurteilte Täter Frank G. (42) dieselbe Statur hatte. Als einziges Indiz hatte die Polizei ein verschwommenes Bild der Überwachungskamera, auf dem nur der Umfang des dick vermummten, Hut tragenden Räubers zu erkennen war. Und das linke Ohr.
Das genügte dem anthroposophischen Sachverständigen Cornelius Schott, um ihn anhand von Form und Linie der Ohrmuschel als Täter zu identifzieren. Das Gericht war überzeugt und verurteilte den Angeklagten zu insgesamt acht Jahren Haft, drei Jahre entfielen auf eine Untreue-Tat in seinem Gewerbe.
Alibi verdrängt
Dass Donald S. am Tag des Überfalls ein Alibi hatte und geschäftlich in Leipzig war, ließen die Richter unter den Tisch fallen.
Als Schadensersatz für fünf Jahre Freiheitsentzug bekam er nach seiner Rehabilitierung vom Freistaat Bayern nach langem Ringen 24000 Euro (Kosten für Kost und Logis in der Zeit hinter Gittern bereits abgezogen). Im Jahr 2007 kamen noch 150000 Euro Schmerzensgeld dazu, die sich Donald S. im jahrelangen Zivilprozess gegen den Gutachter Schott aus Hessen erstritten hatte.
Den Fernsehleuten hat Donald S., gesundheitlich beeinträchtigt durch Hirntumore und Diabetes, sein Schicksal erzählt. Und auch schon die fertige Folge gesehen. Er fand sein Schicksal viel zu harmlos wiedergegeben – seinen zähen, aufreibenden Kampf gegen die Justiz fand er so nicht dargestellt.
cis
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