Junges Paar aus Bayern stirbt am Montblanc

Der Montblanc wird ihre Leichen womöglich nie freigeben: Bei dem schweren Bergunglück auf Europas höchstem Berg starben auch zwei junge Menschen aus Bayern. Ilka W. (31) und ihr Lebensgefährte Tobias B. (28) aus Oberreute im Allgäu nahmen mit 14 anderen Alpinisten an der Bergtour am Montblanc du Tacul teil. Für sie gibt es keine Hoffnung mehr.
Der Montblanc wird ihre Leichen womöglich nie freigeben. Seit gestern ist klar: Bei dem schweren Bergunglück auf Europas höchstem Berg starben auch zwei junge Menschen aus Bayern. Ilka W. (31) und ihr Lebensgefährte Tobias B. (28) aus Oberreute im Allgäu nahmen zusammen mit zwei weiteren Deutschen an der Bergtour am Montblanc du Tacul teil. Für sie gibt es keine Hoffnung mehr. Auch die beiden anderen Deutschen starben: ein 43-jähriger Kletterer aus Baden-Württemberg und ein vierter Deutscher, über dessen Identität noch nichts bekannt ist. Die Gruppe wurde vom erfahrenen österreichischen Bergführer Stefan E. angeführt. Auch er starb.
In der Nacht zum vergangenen Sonntag war die Gruppe gegen zwei Uhr von der Cosmiques-Hütte aufgebrochen, um den Gipfel des Montblanc du Tacul (4248 Meter) zu erklimmen. Insgesamt 47 Bergsteiger waren zu diesem Zeitpunkt in dem Gebiet unterwegs. Der Anstieg gilt in Bergsteiger-Kreisen als leicht, acht bis neun Stunden dauert es bis rauf zum Gipfel. Plötzlich brach auf 3600 Metern ein riesiges Eisbrett ab, donnerte talwärts. Eis -und Schneemassen stürzten herab, rissen 16 Menschen über tausend Meter mit in die Tiefe und begruben sie unter sich. Acht Verschüttete überlebten – acht starben.
Zwei Rucksäcke, einen Schuh und ein Lawinenwarngerät fanden die Einsatzkräfte bislang – mehr nicht. An eine Bergung der Opfer ist zurzeit nicht zu denken. Die Toten liegen nach Angaben der Polizei unter einer 20 bis 50 Meter dicken Eisschicht. Schneeschmelze und Bewegungen des Gletschers könnten die Toten möglicherweise erst in Monaten oder gar Jahren freigeben. Oder nie mehr.
Ilka W. und Tobias B. sind erst vor zwei Jahren zusammen in ein Mietshaus im Allgäuer Ferienort Oberreute gezogen, erzählten die geschockten Einwohner. Hier trauert man um das Paar, das so sportlich war: Ilka, die so gerne in die Berge ging, kletterte, Mountainbike fuhr, Skitouren machte und in der Welt umher reiste. Und Tobias, der Sportökonomie studiert hatte, bei einem Bergsportartikel-Hersteller arbeitete und so gerne Mountainbike fuhr. Im Internet gibt er Auskunft über seine Leidenschaft: „Ich mache so ziemlich alles im Sommer und Winter, was die Berge so bieten können, das heißt zu Fuß, am Fels, auf Skiern oder mit dem Bike.“
Ilka arbeitete bei einer Erlebnis-Agentur in Immenstadt, die für ihre Kunden Outdoor-Veranstaltungen und Erlebnispädagogik (Rafting, Hochseilgarten) anbietet. Ihre Kollegen sind geschockt, wollen sich zum Unglück am Montblanc nicht äußern.
Die Vermieterin, die die Todesnachricht von Ilka W.s Mutter bekam, sagt: „Sie waren sehr beliebt im ganzen Haus. Wir haben sie alle sehr gern gemocht.“ Über die Berg-Leidenschaft ihrer Mieter sagt sie zur AZ: „Sie waren sehr erfahrene Bergsportler, nicht risikobereit, nie leichtsinnig.“
Bei einer Sache sind sich alle Berg-Experten einig: Die verunglückten Bergsteiger vom Montblanc trifft keine Schuld, sie hatten einfach Pech. „Das ist wie, wenn einem ein Dachziegel auf den Kopf fällt“, sagt der österreichische Alpinist Peter Habeler zur AZ. Und: „Das kann auch berühmten Bergsteigern wie Reinhold Messner passieren. Das sind schicksalshafte Unfälle, die vom Berg ausgehen.“
Michael Backmund, Volker ter Haseborg, Annette Zoch