Jürgen & Bruno: Die Lift-Boys der Zweiten Liga
FÜRTH - Greuther Fürth, Tabellendritte, tritt beim Zweiten FSV Mainz 05 an. Ein Zweitliga-Gipfeltreffen am Bruchweg? Denn beide Trainer verabschieden sich möglicherweise.
Zweitliga-Gipfeltreffen – ausgerechnet am Bruchweg? Sportlich stimmt’s, denn mit Greuther Fürth tritt der Tabellendritte beim Zweiten FSV Mainz 05 an. Und die Sache mit dem Bruch am Weg hat ebenfalls seine Berechtigung, denn frei von Sorgen sind die beiden Kontrahenten nicht. Nämlicher Bruch droht – weil beide Trainer sich möglicherweise verabschieden.
Bei den Mainzern gibt’s Zoff um die Ikone Jürgen Klopp, dessen Vertrag ausläuft – wegen dem Bruchweg. Der Klub plant ein neues Stadion für 30000 Zuschauer, Kostenpunkt 60 Millionen Euro, bekommt aber das Baugrundstück nicht. Fünf von 129 Grundstückseigentümern weigern sich zu verkaufen. Am neuen Stadion aber hängt die Zukunft des Vereins in Sachen Wettbewerbsfähigkeit – und damit auch die von Klopp, der schon beim FC Bayern auf der Liste stand und auch beim Hamburger SV als Nachfolger des scheidenden Huub Stevens gehandelt wird.
„Gerüchte um meine Person kommentiere ich nicht“
„Gerüchte um meine Person kommentiere ich nicht“, gibt sich der ansonsten so saloppe Klopp bereits genervt, betont aber, „dass ich viel Verantwortung für Mainz 05 spüre.“ Was letztlich nicht nützt, wenn’s mit dem neuen Stadion nicht klappt. Das weiß auch FSV-Chef Harald Strutz. „Alles hängt an dem Neubau. Ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen endlich zu einer Lösung kommt.“
Auf der anderen Seite ist die hervorragende Arbeit von Klopps Kollegen Bruno Labbadia in Fürth der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Auch Labbadia wird beim HSV gehandelt. Und wer Bruno kennt, weiß auch von dem Ehrgeiz des 41-jährigen Fußball-Lehrers. „Ich stehe in Fürth ganz gut“, sagt Labbadia nur, aber auch: „Ich weiß, dass der Verein finanziell limitiert ist, man wird hier immer Aufbauarbeit leisten müssen.“
Drei Stammspieler vor dem Absprung
Auch in der nächsten Saison wieder, denn mit Juri Judt, Daniel Adlung und Timo Achenbach stehen bereits wieder drei Stammspieler mit auslaufenden Verträgen vor dem Absprung. Keine Überraschung für Labbadia. „Als Bundesligist gehst du doch überhaupt kein Risiko ein, wenn du einen deutschen Spieler nimmst. Klappt’s, ist es das große Los. Wenn nicht, ist fast kein Geld kaputt gemacht worden.“
Aber Labbadia müsste in Fürth wieder von vorne anfangen. Auch so etwas nervt auf Dauer – und nur aus Freundschaft zu Präsident Helmut Hack, so wie zuvor Benno Möhlmann, wird Labbadia, der schon Angebote aus der Bundesliga abgelehnt hat, nicht bei der SpVgg bleiben. Schon gar nicht, wenn ein Klub wie der HSV anklopft.
Sportlich freut sich Labbadia natürlich auf den Kick in Mainz. „Eine Herausforderung. Mainz gehört zu den Favoriten auf den Aufstieg.“ Kollege Klopp, der mit seinen Mainzern noch nie gegen Fürth gewonnen hat (sechs Pleiten, ein Remis) will die schwarze Serie endlich brechen. „Die Fürther wollen sicher was mitnehmen, aber wir wollen richtig zur Sache gehen. Wir werden unseren Plan knallhart durchziehen.“
Und seinen persönlichen Plan auch? Gut möglich, dass sich die Zweitliga-Liftboys Klopp und Labbadia nächste Saison in Liga eins wiedersehen – unabhängig von Mainz und Fürth.
Eberhardt Ergenzinger