Jüngstes Opfer von Magdeburg: Die letzte Ruhe für André (9)

Der Bub (9) wuchs in der Oberpfalz auf, nun hat man sich auch dort von ihm verabschiedet – mit rührenden Gesten.
von  Rosemarie Vielreicher
Der neue Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt sorgte für Trauer und Empörung.
Der neue Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt sorgte für Trauer und Empörung. © Heiko Rebsch/dpa

Floß/Wolfenbüttel/Magdeburg - Wie verabschiedet man ein Kind für immer, das noch sein ganzes Leben vor sich hatte? Das viel zu früh von einem Fremden getötet wurde? Ohne Sinn und ohne Grund?

Der kleine André (9) war das jüngste Opfer des Anschlags von Magdeburg am 20. Dezember. Am Wochenende fand die Trauerfeier für den Buben in seiner neuen Heimat Niedersachsen statt. Der Grundschüler war erst im vergangenen Frühjahr aus Bayern weggezogen.

Der kleine André.
Der kleine André. © Facebook

Magdeburg-Opfer André: Die Trauerfeier wird in die Oberpfalz übertragen

Weil auch dort, in Floß in der Oberpfalz, so viele Menschen um ihn trauern, wurde die Trauerfeier in der katholischen Kirche in einem würdevollen Rahmen übertragen. Ein Teil seiner engsten Familie lebt immer noch in dem Ort.

Auf einer Aufnahme aus Wolfenbüttel ist zu sehen, wie seine Mutter Désirée G. die weiße Urne fest umklammert. Sie hatte zuvor öffentlich darum gekämpft, den Leichnam ihres Sohnes noch einmal sehen zu dürfen. Um die schlimmen Erinnerungen und Bilder des Angriffs verarbeiten zu können. Nun der endgültige Abschied.

Floßer Pfarrer: "Liebenswürdiger Bub, ein Lauser und Spitzbub"

Auch in der Oberpfalz kamen Hunderte Trauernde zusammen. Die lokale Nachrichtenseite "Oberpfalz Echo" zitierte den Floßer Pfarrer Max Früchtl am Samstag so: "Dieser liebenswürdige Bub, lebensfroh, ein Lauser und Spitzbub: Man musste ihn einfach gern haben." Was ihm und den anderen fünf Opfern angetan worden sei – "unfassbar, entsetzlich".

Durch den Anschlag in Magdeburg sind sechs Menschen gestoben. (Archivbild)
Durch den Anschlag in Magdeburg sind sechs Menschen gestoben. (Archivbild) © Hendrik Schmidt/dpa

Die Trauerrednerin Inga Linke in Wolfenbüttel wiederum beschrieb die Zeit vor der Tat, die Vorfreude auf den Christkindlmarkt am 20. Dezember, dem letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. André habe sogar freiwillig sein Zimmer aufgeräumt, weil er sich so freute. Etwa darauf, mit seinem Bruder Riesenrad zu fahren. Doch alles kam anders.

Luftballons in seiner Lieblingsfarbe

Auf der Trauerfeier erklang unter anderem "Amoi seg ma uns wieder" von Andreas Gabalier. In Floß ließen die Menschen grüne Luftballons (Andrés Lieblingsfarbe) steigen, darauf waren kleine Botschaften per Hand geschrieben wie "Flieg noch einmal um die Welt".

Wie "Oberpfalz Echo" ebenfalls berichtet, kamen die Trauergäste teils mit zwei verschiedenen Socken in den Winterstiefeln. Denn so habe es auch André gern gemacht. Er mochte zudem Star-Wars und war bei der Kinderfeuerwehr aktiv.

Seit der Leichnam des Buben freigegeben wurde, haben sich seine Mutter und der Stiefvater nicht mehr öffentlich in den Sozialen Medien geäußert.

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