Jüdischer Weltkongress fordert Verbot von Neo-Nazi-Parteien

München - Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat ein Verbot von Parteien gefordert, "die Neo-Nazi-Ideologie unterstützen". Bei der Verleihung des Theodor-Herzl-Preises an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in München sagte WJC-Präsident Ronald Lauder, 75 Jahre nach Auschwitz erhebe der alte Judenhass wieder sein Haupt. Jetzt müsse gehandelt werden.
Die AfD, die bei der Landtagswahl am Sonntag zweitstärkste Partei geworden war, erwähnte er nicht namentlich. Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, sprach von einem "erschütternden Wahlergebnis" und einem "Abgrund von Hass und Intoleranz".
Lauder rief alle Parteien auf, Antisemiten auszuschließen. Antisemitische Taten müssten härter bestraft werden. Alle Synagogen und jüdischen Schulen müssten Polizeischutz erhalten. Dass die Synagoge in Halle am höchsten jüdischen Feiertag vor drei Wochen ohne Polizeischutz gewesen sei und nur eine Tür ein größeres Massaker des rechtsextremen Attentäters verhindert habe, sei schockierend.
"Wir müssen zusammenstehen gegen Antisemitismus, Rassismus, Islamophobie, Fremdenhass und Homophobie", forderte Lauder. Merkel stehe wie ein Bollwerk dagegen. Sie sei "die Hüterin der Zivilisation". "Deutschland, Europa und dem Westen zuliebe wünsche ich Ihnen eine lange Amtszeit. Und wenn Sie manchmal ein wenig erschöpft sind, erinnern sie sich bitte daran, dass wir sie brauchen!"
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte: "Wir sehen uns Bedrohungen und einem Gewaltpotenzial ausgesetzt, wie es vor Jahren niemand für möglich gehalten hätte". Die jüdische Gemeinschaft lasse sich aber nicht vertreiben, "wir bleiben da!" sagte Schuster. "Und diejenigen, die das nicht wollen, dürfen gerne gehen, wenn ihnen das nicht passt."