Jetzt buddeln die Archäologen: Schätze unter dem Augustinerhof?

Die Ausgrabungen haben begonnen – gab es schon vor dem Jahr 1000 eine Siedlung an der Pegnitz?
von  Abendzeitung

Die Ausgrabungen haben begonnen – gab es schon vor dem Jahr 1000 eine Siedlung an der Pegnitz?

NÜRNBERG Ist unter dem Areal des Augustinerhofes eine archäologische Schatzkammer verborgen? Dieser Frage gehen jetzt Buddel-Profis nach: Archäologen der Firma „Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse“ beginnen am kommenden Dienstag ihre Arbeit an der größten Innenstadtbaustelle. Ihr Ziel: herauszufinden, was sich unter meterdicken Gesteins- und Schuttschichten verbirgt.

Zur Zeit werden riesige Stahlklammern in den Untergrund des Abbruch-Areals gerammt, damit die Archäologen in ihrem ersten, sieben mal sieben Meter großen Forschungsfeld bis zu acht Meter in die Tiefe graben können.

Noch arbeiten die Archäologen am Nachbargrundstück

Doch noch arbeiten die beiden Altertumskundler Manuel Mietz (29) und Martin Wortmann (35) am Nachbargrundstück, Ecke Winklerstraße und Tuchgasse. Sie stehen auf der eher unscheinbaren Baustelle und vermessen gerade die Fundamente des freigelegten Hauses. Dann legen sie Schicht für Schicht bis in eine Tiefe von 2,80 Metern die verbuddelte Vergangenheit frei.

„Wir suchen hier nach verborgenen Baudenkmälern – also Bauspuren, Fußbodenschichten, Handwerkerresten, aber auch Aufschüttungen“, weiß Stadtarchäologe John Zeitler von der Denkmalschutzbehörde.

Stadtpläne gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert

Denn Stadtpläne gibt es erst aus dem 17. Jahrhundert. Was vorher gebaut wurde, entzieht sich der Kenntnis. Um mehr herauszufinden, benötigt man also die Grabungen. Die könnten spannend werden: Denn um 1400 herum war die Stadt „eine einzige Baustelle“, erklärt Zeitler. Die wohlhabenden Nürnberger ließen ihre Fachwerkhäuser einreißen und bauten stattdessen stabile Sandsteinhäuser – deren Fundamente man noch heute findet. „Wir dokumentieren hier aber nur“, erklärt der Archäologe. „Nach unserer Ausgrabungszeit rücken die Bagger an.“ Doch das kann dauern. Die Profis buddeln auf dem Gelände in der Tuchgasse rund vier Wochen. Beim wesentlich größeren Augustinerhof beträgt die eingeplante Zeit – im Falle eines spektakulären Fundes – bis zu einem Jahr! Das bereitet dem Bauherren Gerd Schmelzer Kopfschmerzen: „Würde sich die Ausgrabungszeit auf ein ganzes Jahr verlängern, dann würde das Millionen kosten!“ Deshalb hat er die stille Hoffnung, dass man nichts findet.

Die "Schatzkammer": Ein möglicher Fund aus dem 10. Jahrhundert.

Das sieht der Stadtarchäologe naturgemäß etwas anders. Für ihn wäre die „Schatzkammer“ der Fund eines „frühen Zugangs zur Pegnitz. Die Grabungen werden zeigen, ob das Areal bereits im 10. Jahrhundert genutzt wurde.“

Dann würde man eventuell einen Teil der Uferbebauung konservieren und in einem Museum ausstellen: „Das große Fragezeichen fängt in drei Metern Tiefe an.“M. Mai

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