Jetzt beginnt der Prozess gegen den Millionendieb
Der Geldtransport- Fahrer ging Hofer Polizisten ins Netz – von der Beute aber fehlt noch jede Spur. Angeblich hat Sven Kittelmann bereits gestanden.
HOF/MÜNCHEN Wohl jeder Polizist hat im Laufe seines Berufslebens den einen Fall, den großen Erfolg, die Begebenheit, die er nie vergessen wird. Am 23. April 2008 hatte Germar Forst, Schleierfahnder aus Hof, diesen Moment. Da ging ihm der gesuchte Millionendieb Sven Kittelmann ins Netz. Ab kommenden Montag steht „sein“ Dieb in München vor dem Landgericht. Der Geldtransportfahrer hatte laut Anklage am 20. Januar 2007 seinen Beifahrer ausgetrickst und soll mit knapp 4,2 Millionen Euro abgehauen sein.
Als er 15 Monate später bei Bayreuth den Interregio Nürnberg-Dresden kontrollierte, wusste Germar Forst noch nicht, dass sich bald ihre Wege kreuzen sollten. „Im ersten Moment hat es bei mir nicht geklingelt“, sagte Forst später der Süddeutschen Zeitung. In Zivil durchstreifte er mit Kollege Jörg Urban die Wagen, kontrollierte zufällig Kittelmann. Der reichte den Polizisten wortlos seinen Ausweis. Forst las den Namen, sah das Gesicht – der Groschen fiel erst, als er per Handy eine Fahndungsabfrage startete. Bingo! „Da geht einem das Herz auf“, so Forst. Kittelmann wehrte sich nicht. In seinem Rucksack sind Päckchen, verschnürte Geldbündel, rund 20000 Euro. In Hof, wo es erst seit 1. Januar bei der Verkehrspolizei Schleierfahnder gibt, wurde der Erfolg gefeiert.
Er war bereits nach Algerien übergesetzt
Auch Forst wird den Prozess verfolgen. Kittelmann muss sich wegen Diebstahls mit Waffen verantworten, weil er bei der Tat seine Dienstwaffe trug. Der Prozess ist zunächst auf einen Tag angesetzt. Nach bisher unbestätigten Berichten hat Kittelmann laut Nachrichtenagentur dpa die Tat bei der Polizei gestanden.
Laut Anklage hatte der Beschuldigte am Tatabend seinen Beifahrer auf einem Parkplatz im Landkreis Fürstenfeldbruck unter einem Vorwand zum Aussteigen überredet. Dann fuhr er mit dem gepanzerten Wagen davon.
Bei Dachau soll er die Millionenbeute in ein Mietauto umgeladen haben. Bislang war seitens der Ermittler von 3,6 Millionen Euro die Rede, die Anklage spricht von 4,187 Millionen Euro. Doch die Beute ist unauffindbar.
Drei Monate später wurde das Fluchtfahrzeug in Marseille entdeckt. Die Fahndungsgruppe „Sven“ der Kripo Fürstenfeldbruck ermittelte, dass Kittelmann nach Algerien übergesetzt war, wegen eines fehlenden Visums aber zurückreisen musste. Danach verlor sich diese Spur. Bis Forst im Interregio seinen großen Fall hatte.
dpa/sw
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