Wichtel verzaubern bayerische Haushalte

München - Sie sind heuer in vielen Haushalten aufgetaucht, in denen Kinder wohnen: Wichteltüren, die für ein bisschen Magie in der Weihnachtszeit sorgen sollen. Manchmal ersetzen sie den Adventskalender. Statt morgens ein Türchen zu öffnen, können die Kinder nachsehen, was es vor der Wichteltür Neues gibt. In diesem Jahr scheint der Brauch besonders auch in Bayern beliebt zu sein.
Das Wichtelvergnügen ist schon in vollem Gange. So funktioniert es: Seit dem 1. Dezember und noch bis Heiligabend versüßt ein Wichtel die Adventszeit einer Familie. Dafür wird eine winzige Tür meist oberhalb der Fußbodenleiste in den Häusern und Wohnungen angebracht.
Wichteltüren in Bayern: Ein Trend aus Skandinavien und den USA
Sie lässt sich nicht öffnen, oder hinter ihr verbirgt sich nur: Wand. Doch nachts, wenn alle Menschen schlafen, kann ein kleiner Weihnachtswichtel, und nur er, hindurchschlüpfen – von seiner Welt in unsere. Dort angekommen, spielt er den ein oder anderen Streich.
Ursprünglich kommt dieser Brauch aus Skandinavien und den USA, wie Christian Ulrich, Vorstandssprecher der Spielwarenmesse Nürnberg auf AZ-Anfrage mitteilt. Doch seit ein paar Jahren tauche die Wichteltür auch in vielen Haushalten im Freistaat auf. "Der Handel hat auf diesen Trend, der dank Social Media auch bei uns groß wurde, reagiert", so Ulrich.

Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums in Nürnberg, sagt der AZ ebenfalls: "Die Türen werden gerade zum Renner." Während es andere Advents- und Weihnachtsrituale in Bayern und Deutschland bereits "seit vielen Jahren, Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten" gebe, seien die Wichteltüren als Bausatz-Spielzeuge neu, "spannend – und sie wirken magisch".
Dass sich der Trend so rasch verbreite, liege auch daran, dass Eltern wie Kinder die Idee der Wichtel durch Bücher von Fritz Baumgart oder Sven Nordqvist kennen, meint Falkenberg.
In zahlreichen Läden, Baumärkten, Buchhandlungen und Drogerien gibt es mittlerweile Einsteigersets zu kaufen. "Sogar Kindergartenausstatter verkaufen Wichteltüren als Bastelsets für Kinder oder Erwachsene", so die Leiterin des Spielzeugmuseums weiter.
Auch einige Kleinunternehmer bieten ihre handgefertigten Produkte auf Online-Marktplätzen an. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse seien bereits Produkte von Anbietern aus Deutschland vertreten, wie Ulrich berichtet. Er nennt den Coppenrath Verlag, die Firma Christian Tanner oder den Frechverlag.
Wichteltür-Set vom FC Bayern ist sofort ausverkauft
Sucht man nach Wichteltüren im Internet, stößt man schnell auf das Set vom FC Bayern für 16,77 Euro (aktuell ist es auf 8,39 Euro reduziert). Daneben steht in roten Buchstaben: "Ausverkauft". Auf AZ-Anfrage teilt der FC Bayern mit: "Wir sind im Rahmen unserer jährlichen Trendanalyse für das Weihnachtsgeschäft auf die Wichteltüren gestoßen und waren von diesem Produkt sofort überzeugt. Daraufhin haben wir ein Wichteltür-Set eigens für den FC Bayern entwickelt."

Seit der Veröffentlichung sei das Produkt "sehr positiv angenommen" worden und bereits zu Beginn der Adventszeit ausverkauft gewesen. Die Absatzzahlen seien von Anfang an sehr gut. Konkrete Zahlen nennt der FC Bayern nicht. "Die Firmen profitieren davon, dass der Trend aus Skandinavien und den USA nun auch bei uns immer stärker Fuß fasst", zieht Ulrich Bilanz.
Die Bastelsets bestehen meist aus einer kleinen Tür sowie Einrichtungsgegenständen, etwa einem Miniatur-Weihnachtsbaum, einer Leiter, einem Briefkasten oder Bäumchen. Zusätzlich könnten Accessoires wie Bänke, Mini-Pullover, Stiefel und Zäune gekauft werden.
"Der eigenen Fantasie bei der Gestaltung sind hier keine Grenzen gesetzt."
Natürlich kann jeder auch selbst aktiv werden. "Die Sets geben vor, wie eine Wichteltüre aussehen kann", sagt Falkenberg. Wer handwerklich fit und kreativ sei, könne ohne Anleitung eine solche zauberhafte kleine Türe aus Pappkarton oder in Laubsägetechnik herstellen.

Auch Ulrich sagt: "Der eigenen Fantasie bei der Gestaltung sind hier keine Grenzen gesetzt." Es gebe sogar Schablonen, mit denen Fußabdrücke des Wichtels auf den Fußboden gemalt werden können.
Denn der Wichtel (oder die Eltern) spielt in der Weihnachtszeit allerhand Streiche. In den Sozialen Netzwerken ist ein eigener Trend dazu entstanden. Unter Hashtags wie #wichteltür und #wichtelstreich werden Ideen für Schabernack präsentiert. Für den Wichtel-Endspurt bis Heiligabend, hier einige Beispiele:
Eltern könnten etwas verstecken, mit Kreidestift eine Rennstrecke auf den Boden malen, mit Toilettenpapier den Weihnachtsbaum schmücken oder die Kuscheltiere der Kinder im Zimmer verteilen. Auch Bastelanleitungen werden online vorgestellt – zum Beispiel wie sich Zahnstochern in kleine Möbel verwandeln lassen. Oft hinterlässt das kleine Wesen dann noch eine kurze Botschaft auf Papier, bevor es wieder in seine Welt verschwindet.