Gewinneinbruch: "BMW, Mercedes und VW haben ein riesiges Problem"

München - Ungewohnt kräftige Minuszahlen bei BMW: Im dritten Quartal (Juli bis September) 2024 brachen Absatzzahlen, Umsatz und Gewinn des Münchner Autokonzerns drastisch ein.
Doch die BMW-Chefs führen die schlechten Zahlen auf eine "aktuelle Ausnahmesituation" und nicht auf Strukturprobleme zurück. Von Jobabbau war bei der Präsentation der Quartalszahlen am Mittwoch in München keine Rede. Der erfolgsverwöhnte Konzern musste im dritten Quartal einen Rückgang des Überschusses um nicht weniger als 83,8 Prozent auf 476 Millionen Euro hinnehmen. In diesem Zeitraum setzten die Münchner weltweit 541.000 Pkw der Marken BMW, Mini und Rolls Royce ab, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang um 13,9 Prozent bedeutet.
Was ist der Grund für den Erfolgsknick?
Für die ersten neun Monate 2024 sehen die Zahlen glimpflicher aus: Der Überschuss sank um 35,8 Prozent auf 6,13 Milliarden Euro. Bis Ende September setzte der Konzern gut 1,75 Millionen Fahrzeuge ab (minus 4,5 Prozent). BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse und Finanzvorstand Walter Mertl machten für den Erfolgsknick vor allem das Desaster um die fehlerhaften integrierten Bremssysteme (IBS) verantwortlich, welches die Auslieferung von Neuwagen verhinderte und zudem weltweit zu teuren Rückrufaktionen zwang.
"BMW, Mercedes und VW haben ein riesiges Problem"
Im vergangenen Monat musste die BMW Group deswegen bereits die Jahresprognose nach unten korrigieren. Mertl bezifferte die Zahl der betroffenen Fahrzeuge auf 1,5 Millionen, davon 1,2 Millionen "im Feld", also ausgeliefert. Die "angepasste" Prognose bleibe aufrecht, so die Chefs.

Bei den Fahrzeugauslieferungen erwarte man gegenüber 2023 einen "leichten Rückgang", während das Konzernergebnis vor Steuern "deutlich" schrumpfen werde. Im Vorjahr hatte die BMW Group 2,55 Millionen Autos ausgeliefert und ein Vorsteuerergebnis von 17,1 Milliarden Euro erzielt.
Den kompletten Einbruch aber konnte auch der Vorstand nicht nur mit Ärger um fehlerhafte Bremssysteme erklären. Auch die "Kaufzurückhaltung in China" habe ihre Spuren hinterlassen, räumte man ein. Der Direktor des Bochumer Center Automotive Research, Ferdinand Dudenhöffer, sieht in China nicht nur für BMW ein größeres, fortdauerndes Problem.

Der Einbruch der Fahrzeugverkäufe bei BMW im Reich der Mitte um 30 Prozent im dritten Quartal zeige, "dass BMW, Mercedes und VW ein riesiges Problem haben: die Attraktivität ihrer Fahrzeuge in China".
Trotz allem Zuversicht bei Zipse
BMW-Chef Zipse sieht das nicht so. Wieder ansteigende Verkaufszahlen zeigten, dass es für den Konzern auch in China "sehr gut" laufe: "Ich bin zuversichtlich, dass wir die eine oder andere Belastung schnell überwinden können", so Zipse. Auch mit Blick auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zeigen sich die Münchner mit Verweis auf die große BMW-Fahrzeugproduktion in den Vereinigten Staaten gelassen. Man habe in der Vergangenheit sowohl mit demokratischen wie auch republikanischen Administrationen gut zusammengearbeitet, hieß es.
Der Einbruch im dritten Quartal soll mit einem Jahresendspurt wenigstens zum Teil wettgemacht werden, kündigten die BMW-Chefs an. "Es stimmt nicht, dass alles ganz schlimm ist", so Zipse. Der BMW-Chef stützt sich auch auf die aktuellen Oktober-Zahlen.
Auf dem deutschen Markt etwa habe die Zahl der Fahrzeugauslieferungen um drei Prozent auf 84.000 zugelegt. Von Jobabbau ist bei BMW nicht die Rede. Man habe heuer "massiv eingestellt", so Mertl. Derzeit beschäftigt BMW 155.000 Mitarbeiter.

"Autopapst" Dudenhöffer sieht die Zukunft auch von BMW nicht so optimistisch. Tesla und chinesische Autobauer könnten sich mit neuen Technologien weltweit immer stärker etablieren, während "der Wert der fast schon als heilig gefeierten Marken der deutschen Autobauer in China wie Schnee in der Sonne dahin schmilzt".