Jessas! Steht die weltgrößte Jesus-Statue bald in Franken?

Der berühmteste Beton-Jesus der Welt thront hoch über der Millionenmetropole Rio de Janeiro. Doch jetzt droht dem brasilianischen Wahrzeichen ein Rivale. Mitten auf einem Feld in der Nähe des 6000-Einwohner-Städtchens Wassertrüdingen in Mittelfranken will eine Investorengruppe die größte Christusstatue der Welt bauen.
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Die größte Christus-Statue der Welt: Noch steht sie in Rio.
Reuters Die größte Christus-Statue der Welt: Noch steht sie in Rio.

WASSERTRÜDINGEN - Der berühmteste Beton-Jesus der Welt thront hoch über der Millionenmetropole Rio de Janeiro. Doch jetzt droht dem brasilianischen Wahrzeichen ein Rivale. Mitten auf einem Feld in der Nähe des 6000-Einwohner-Städtchens Wassertrüdingen in Mittelfranken will eine Investorengruppe die größte Christusstatue der Welt bauen.

55 Meter hoch soll sie werden, fast 20 Meter mehr als das Vorbild in Rio, kilometerweit wird sie zu sehen sein. „Warum sollen wir nicht mal zeigen, dass wir noch da sind, wir Christen?“, sagt Unternehmer Harry Vossberg, der die Leitung des Millionenprojektes übernommen hat.

20 Millionen soll es kosten

Der kolossale Jesus soll allerdings nicht alleine auf dem Acker bleiben. Geplant ist außerdem der Bau eines Pilgerhotels mit 185 Zimmern, Wellness-Bereich und einem Restaurant. Im Sockel des überdimensionalen Standbildes sollen Räume für Begegnungen und Gottesdienste untergebracht werden. Kosten werde das ganze rund 20 Millionen Euro, heißt es.

Vossberg und der Künstler „Angerer der Ältere“, dessen Arbeiten sonst auch in Hollywood gefragt sind, sehen bereits Pilgerstürme ähnlich denen zum französischen Wallfahrtsort Lourdes nach Wassertrüdingen ziehen. „In diesen Zeiten stellt man fest, dass es eine vermehrte Suche nach Werten und Spiritualität gibt“, sagt Vossberg. Zudem sei die mittelfränkische Landschaft ideal für mehr Tourismus. Es sei ein guter und mutiger Schritt von Bürgermeister und Stadtrat, dass sie diese „segensreiche“ Chance für die Entwicklung der Region nutzen wollten.

Doch genau hier ist der Haken, denn der Jesus Christus in Beton sät bereits Unfrieden im Wassertrüdingen. Nachdem der Stadtrat in der vergangenen Woche grundsätzlich sein Ja zum Jesus-Projekt gegeben hatte, regen sich nun Bedenken. Tagelang hatte es von allen Seiten Kritik auf das Städtchen gehagelt – die Götterstatue sei kitschig, hinter dem Projekt könnte eine Sekte stehen, und außerdem passten Holzkreuze besser in die bayerische Landschaft.

„Wir haben etwas voreilig gehandelt, es gab zu wenig Informationen“, sagt der CSU-Stadtrat Philipp Gutmann. Mittlerweile sei für jeden erkennbar, dass „mit Jesus Christus unter dem Zeichen des christlichen Glaubens“ Profit gemacht werden solle, schreibt er in einem Offenen Brief an Bürgermeister Günther Babel.

In Reichenhall scheiterte das Projekt bereits

Noch in der vergangenen Woche hatte Babel von dem turmhohen Bau geschwärmt. Das Christusmonument mit angeschlossenem Hotel sollte wirtschaftlichen Aufschwung in die strukturschwache Region bringen. Deshalb hatte Wassertrüdingen sich auch selbst für das Projekt beworben, nachdem der erste Anlauf der Investoren in Bad Reichenhall im Herbst 2008 gescheitert war. Hier hatte sich der Stadtrat gegen den begehbaren Jesus Christus mit Übernachtungsmöglichkeit entschieden.

Nachdem so viel Kritik auf Wassertrüdingen prasselte, will Babel nun erst noch einmal mit den Kirchen sprechen und die Bürger informieren. „Wenn wir das Projekt machen, dann sollen es die Kirchen mitbetreuen“, sagt Babel. Vermutlich im April werde neu entschieden.

Keine Einwände von Seiten der Kirche

Vossberg kann den plötzlichen Trubel nicht verstehen. „Die Stadt hat sich bei uns beworben. Wir sind dort sehr freundlich aufgenommen worden.“ Auch von den Kirchen habe es zunächst keine Einwände gegeben. Sollte sich die Stadt wie bereits Bad Reichenhall doch gegen das Bauwerk entscheiden, gebe es genug andere Orte, die Interesse gezeigt hätten.

Deutschland werde die weltgrößte Christusstatue in jedem Fall bekommen, das denke auch Herr Angerer – unter anderem preisgekrönt für seine Arbeit am Film „Die unendliche Geschichte“. Vossberg: „Sowohl Herr Angerer als auch ich werden dieses Projekt in jedem Fall verwirklichen. Es ist traurig, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man anderen Leuten etwas Gutes tun will.“

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