Jagd auf Schulschwänzer: Es drohen bis 1000 Euro Bußgeld

Viele Familien fliegen schon vor Ferienbeginn in den Urlaub – die Polizei kontrolliert am Flughafen.
von  Abendzeitung
„Wir haben doch wahrlich genügend Ferien“, meint Bürgermeister Klemens Gsell.
„Wir haben doch wahrlich genügend Ferien“, meint Bürgermeister Klemens Gsell. © dpa

Viele Familien fliegen schon vor Ferienbeginn in den Urlaub – die Polizei kontrolliert am Flughafen.

NÜRNBERG Für einige Nürnberger Familien könnte die Rückkehr aus dem Pfingst-Urlaub zu einer bösen Überraschung werden – zumindest für diejenigen, die eigenmächtig die Ferien nach vorne verlegt haben, um günstiger in die Sonne zu fliegen. Denn die Stadt sieht die immer mehr um sich greifende Praxis keineswegs als Kavaliersdelikt und macht Jagd auf die Schulschwänzer: Den Feriensündern drohen Bußgelder von bis zu 1000 Euro!

Es gebe durchaus Hinweise, sagt Schul-Bürgermeister Klemens Gsell (CSU), dass einige Familien bereits im Urlaub sind: „Die sind am Mittwoch geflogen, nehmen den Brückentag mit, lassen die letzte Unterrichtswoche sausen und haben so einen dreiwöchigen Sommer-Urlaub.“ Was ihn besonders ärgert: Die Schulen werden furchtbar gescholten, wenn einzelne Unterrichts-Stunden ausfallen müssen - und manchen Eltern ist gleichzeitig der offizielle Ferienbeginn völlig egal. „Wir haben doch wahrlich genügend Ferien“, so Gsell. Es sei allerdings ein Ärgernis, „dass die Reiseveranstalter die Preise zu Lasten der Familien hochtreiben.“ Das sei ein Fall für die Kartellämter.

Schließlich ist es verführerisch, wenn eine Familie mit ein bisschen Ferien-Schummelei bis zu 800 Euro sparen kann. Die Ersparnis könnte allerdings schnell wieder futsch sein. „Wir erwarten von den Eltern die Einsicht, dass Bildung ein Gut ist, dass die Gesellschaft für ihre Kinder zur Verfügung stellt“, so Ludwig Unger, Sprecher der Münchner Schul-Ministeriums. Wer jedoch keine Einsicht zeige, müsse mit Bußgeldern bis zu 1000 Euro rechnen – pro Kind.

„Oft sind die Kinder ehrlicher als ihre Eltern“

Und die Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so gering, dass viele Schulschwänzer auffliegen. „Die Polizei am Flughafen ist sensibilisiert“, sagt Bürgermeister Gsell. Wer dort mit einem offenbar schulpflichtigen Kind am Ferienflieger auftaucht, muss mit einer Kontrolle rechnen.

Weil man auch die Schulschwänzer aus dem Auto-Urlaub erfassen will, sind die Schulen angehalten, bei „zufällig“ kurz vor Ferienbeginn erkrankten Schülern nachzufragen, wie denn der Krankheits-Verlauf gewesen ist. „Oft sind die Kinder ja ehrlicher als ihre Eltern“, so Gsell.

Weil die Kinder ja nun mal eine Woche Unterricht versäumt haben, gibt es auch die Möglichkeit einer so genannten Schulstrafe: Das Kind muss über den Stoff der versäumten Woche eine Prüfung ablegen.

Mehrere hundert Fälle von eigenmächtiger Ferienplanung seien es im letzten Jahr gewesen, so Gsell. Reiche Beute macht jedes Jahr die Polizei am Nürnberger Flughafen: Über 100 Schulschwänzer gingen den Beamten 2008 bei einer Schwerpunkt-Aktion ins Netz – eine Lehrkraft war auch dabei...

Winfried Vennemann

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