Jackos Vater: Bizarrer Auftritt bei Erlangen
Joseph Jackson (81) gab eine Pressekonferenz – und hatte nichts zu verkünden. Wird Schloss Atzelsberg jetzt zur neuen Neverland-Ranch?
ATZELSBERG „Er löffelt noch“, sagt die blonde Angestellte des Schloss-Restaurants. Was er denn so löffelt? „Ein gemischtes Eis“. Und dafür also ist Joseph „Joe“ Jackson, der Vater von Michael Jackson, „des größten Popstars, der je auf dieser Erde war“ (Zitat Joe Jackson), extra in die fränkische Provinz nach Atzelsberg bei Erlangen gekommen. Dafür ist er 14 Stunden aus Los Angeles geflogen und dann vier Stunden im Auto von Oldenburg (wo er übernachtete) nach Franken gefahren?
Oder will der 81-Jährige vielleicht das rund 300 Jahre alte Schloss kaufen? Gibt es am Ende gar Neuigkeiten über seinen am 25. Juni verstorbenen Sohn? Wird das Schloss die neue Neverland-Ranch? Will der Geschäftsmann ein neues Projekt bekannt geben? Aber warum hier?
"Ich habe Michael nicht misshandelt"
Eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn der Pressekonferenz hat der Star-Macher dann aufgegessen. Und es wird bizarr: Jackson senior lässt sich vor dem Schloss fotografieren, mit den Köchen. Dann setzt er sich hinter die Mikrofone. Dort hat er aber nichts zu sagen und nichts anzukündigen: keine neue Platte, kein neues Projekt. Er sei hier, weil er eingeladen wurde – von Norbert Nägel, dem Chef des Restaurants. Er mache immer Geschäfte, nie Freizeit, sagt er. Nach zigfachem Nachfragen berichtet er über einen Film, „Destination Fame“, den er mitproduziert hat. Gut, den gibt es bereits seit drei Monaten als DVD im Handel, aber immerhin hat er eine Art Nachruf auf seinen toten Sohn eingesprochen.
Über den will er überhaupt nichts sagen, „solange die Ermittlungen laufen“. Den Kindern von Michael ginge es gut. Was er denn zu den vor kurzem veröffentlichten Tonbändern sage, auf denen sich Michael darüber äußert, wie schlimm seine Kindheit unter dem tyrannischen Vater war? Dass er misshandelt wurde? „Ich habe ihn nicht misshandelt. Aber ich hatte neun Kinder aufzuziehen, war kaum daheim, hatte zwei Jobs gleichzeitig. Ich sagte den Kindern, dass ich sie zu Superstars mache. Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht.“ Was denn sein Job hier sei? Werbung für das Schloss zu machen? „Wenn man so will, dann mache ich hier Werbung“, sagt der 81-jährige Millionär. Dann verlässt er das kleine Örtchen hinter Erlangen. Die skandalträchtigste Neuigkeit verbreitet ein Koch des Restaurants: Joe Jackson mag keine Nürnberger Bratwürste. Statt dessen verspeiste er eine Dorade auf fränkischem Blattsalat. Dafür sind über 20 Journalisten und Kameramänner und Fotografen angereist: für ein Menü von Joe Jackson.
Martin Mai