„Ja, ich will zum Club!“

Hoffenheims Kapitän und Innenverteidiger erklärt in der AZ, warum er sich für Nürnberg entschieden hat, welche Rolle seine Frau Johanna dabei spielt und dass er auf eine schnelle Entscheidung hofft
NÜRNBERG Noch im Januar, nach dem geplatzten Wechsel zum Club, hatte Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser TSG-Kapitän Per Nilsson versprochen, dem 27-jährigen Schweden würde man im Sommer keine Steine in den Weg legen, wenn sich seine Situation nicht bessern würde. Anfang Mai trat Schindelmeiser jedoch zurück.
"Fangen quasi von vorne an"
Seitdem führt der vormalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums die TSG-Geschäfte. Ernst Tanner spielt derzeit mögliche Kaderstrukturen mit Trainer Ralf Rangnick durch. Und dies erleichtert den Transfer von Nilsson in die Noris nicht unbedingt. Das weiß auch Club-Manager Martin Bader: „Irgendwie fangen wir quasi von vorne an. Wir werden unsere Linie allerdings nicht verlassen, auf jeden Euro, den wir ausgeben, genau zu schauen.“ Gut so, angesichts einer vergleichsweise geringen Schuldenlast von 5,8 Millionen Euro – plus X.
Nilsson selbst gibt im AZ-Interview allerdings klar zu verstehen, dass er mit dem Kapitel Hoffenheim bereits abgeschlossen hat.
AZ: Wie sehr sind Sie genervt, dass Sie noch immer nicht wissen, für welchen Verein Sie künftig verteidigen?
PER NILSSON: Hmm, was soll ich sagen? Hoffenheim weiß seit zwei Monaten, dass ich mich verändern möchte. Ich habe in den letzten zwölf Monaten kaum gespielt. Da ist es doch logisch, dass ich eine neue Herausforderung suche.
Zehn Pflichtspiele waren es nur, davon drei im Pokal mit dem entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg in Runde zwei gegen den Club: Für einen Kapitän eines Erstligisten eine laue Saisonbilanz.
Zunächst einmal war und bin ich stolz, dass ich ein von der Mannschaft gewählter Kapitän war. Das ist für mich eine Auszeichnung gewesen, ein starkes Zeichen der Kollegen. Letztlich geht es aber darum, regelmäßig zum Einsatz zu kommen. Ist das nicht so, dann braucht man neue Reize.
Einen neuen Arbeitgeber eben. Aufsteiger St. Pauli ist wie die Absteiger Hertha Berlin und Bochum auch an Ihnen dran. Beruht das Interesse auf Gegenseitigkeit?
Ich sage es mal so: Der Kontakt mit Nürnberg, mit Manager Martin Bader und Trainer Dieter Hecking, ist nichts Neues.
Sie sollten ja schon in der Winterpause kommen.
Genau. Das hat leider nicht geklappt. Wir haben uns auch bereits persönlich getroffen und dabei nicht nur über Fußball gesprochen.
Und in den Relegationsspielen gegen Augsburg kräftig die Daumen gedrückt. Sie sind also schon 100 Prozent Club?
Fakt ist: Ich will nicht irgendwohin wechseln, sondern zum 1. FCN. Und dass der Club diese beiden Partien erfolgreich absolviert hat, war nicht für mich persönlich wichtig, sondern für den Verein und seine Fans. Der Club mit seiner Tradition gehört einfach in die Erste Liga. Bei einem Wechsel darf ich nicht nur an mich denken. Auch meine Frau Johanna redet da mit. Schließlich wollen wir auch bald eine Familie mit Kindern haben. Da muss alles stimmen. Wir müssen uns wohl fühlen.
Was wissen Sie denn schon über Nürnberg? Ex-Cluberer Tommy Larsen, mit dem Sie bei Odd Grenland in Norwegen zusammen gespielt haben, könnte ein guter Informant gewesen sein.
War er auch. Tommy hat mir nur Positives über Nürnberg, den Verein und das Leben in der Stadt erzählt. Das hat mir sofort gefallen. Aber ich weiß auch: Es kann einem in jedem Verein mit einem Kader von 20 Spielern oder mehr passieren, dass man nicht davon verschont wird, nicht eingesetzt zu werden.
Knackpunkt sind bislang die von Hoffenheim geforderten 500000 Euro Ablöse. Wann wollen Sie Klarheit über Ihre Zukunft haben?
Es gibt auch noch die Option, dass ich meinen bis 2011 gültigen Vertrag in Hoffenheim erfülle. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommen wird, denn ich brauche eine neue Herausforderung. Deswegen möchte ich auch möglichst von Beginn der Vorbereitung dabei sein. Um möglichst schnell alle kennen zu lernen, mich in der Hierarchie der Mannschaft schnell zu integrieren. Ich hoffe, dass bald eine Entscheidung fällt, kann diese aber selbst nicht beeinflussen. Interview: M. Löser