Ist dieser CSU-Politiker Frankens korruptester Bürgermeister?

Rudolf Müller – seit 19 Jahren Rathaus-Chef von Vestenbergsgreuth – soll Mitarbeiter des Bauhofs auf Gemeindekosten für seine eigenen Firmen beschäftigt haben.
von  Abendzeitung
Sieht sich als Opfer von politischen Intrigen: Rudolf Müller (62), Bürgermeister von Vestenbergsgreuth (rund 1600 Einwohner).
Sieht sich als Opfer von politischen Intrigen: Rudolf Müller (62), Bürgermeister von Vestenbergsgreuth (rund 1600 Einwohner). © bayernpress.com

Rudolf Müller – seit 19 Jahren Rathaus-Chef von Vestenbergsgreuth – soll Mitarbeiter des Bauhofs auf Gemeindekosten für seine eigenen Firmen beschäftigt haben.

ERLANGEN Alles nur ein Missverständnis? Um 30.570 Euro soll Rudolf Müller (62, CSU), der 1.Bürgermeister von Vestenbergsgreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt), seine Gemeinde geschädigt haben, weil er fünf Bauhof-Mitarbeiter jahrelang während ihrer Dienstzeit für seine Firmen arbeiten ließ. Rund 1178 Stunden zu je 26 Euro – etwa für Pflasterarbeiten – listete der Staatsanwalt auf. Doch den Vorwurf der 39-fachen Untreue wies der Angeklagte am Amtsgericht Erlangen energisch zurück...

„Die Vorwürfe sind eine Intrige"

Flankiert von zwei Anwälten aus Düsseldorf, grüßte Müller Bekannte im Saal. Und schwieg erst einmal. Verteidiger Marcus Böttger las seine Erklärung vor: „Ich bin seit 1990 ehrenamtlicher Bürgermeister von Vestenbergsgreuth, wurde 2008 mit 52 Prozent der Stimmen wiedergewählt.“ Da liefen bereits die Ermittlungen, die ein anonymer Brief (mit Kopien von Stundenzetteln) ausgelöst hatte. Im November 2007, um 8.05 Uhr, wurden die Amtsräume durchsucht.

„Die Vorwürfe sind eine Intrige meiner größten politischen und wirtschaftlichen Widersacher“, ließ der Angeklagte vortragen. „Die wollen mich politisch aus dem Weg schaffen. Ich wollte mich zu keinem Zeitpunkt bereichern und habe der Gemeinde auch nicht geschadet.“

Freiwillig und gegen „überdurchschnittliche Bezahlung von zwölf Euro für Hilfstätigkeiten“ hätten die Gemeinde-Arbeiter bei ihm stundenweise gearbeitet: in einem Teehandels-Betrieb, einer gepachtete Freizeitanlage mit Sommer-Rodelbahn und einem Bauernhof. Die Jobs habe er als geringfügige Beschäftigung ohne Lohnsteuerabgabe gemeldet.

Belastende Aufzeichnungen in Müllers Mülleimern

Seltsam: Die angeblich von ihm bezahlten Arbeitsstunden habe er von den Überstunden-Konten der Männer bei der Gemeinde weggestrichen. Deshalb sei der Gemeinde auch kein Schaden entstanden. Diese verquere Rechnung konnten viele Zuhörer nicht nachvollziehen.

„Die Stundenzahl in der Anklage ist viel zu hoch, weil sie auf Schätzungen basiert“, monierten die streitbaren Verteidiger und beantragten die Einstellung des Verfahrens, da ja kein Schaden entstanden sei.

„Die Sache muss dringend geklärt werden“, fand dagegen Staatsanwalt Markus Hoffmann. Man habe belastende Aufzeichnungen in Müllers Mülleimern gefunden. Der Prozess geht kommende Woche, am 6. Juli, weiter.

Parallel dazu ist derzeit am Verwaltungsgericht in Ansbach ein weiteres Verfahren gegen Müller anhängig. In dem geht es um die Amtsenthebung des Bürgermeisters. Die Freizeitanlage musste er inzwischen als Pächter abgeben.

Christa Schamel

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.