Isotope, Fugen und DNA - Die Suche nach dem Mörder
Wer ist sie? Die Polizei in Füssen sucht weiterhin nach Hinweisen im Fall der zerstückelten Frauenleiche. Der Rechtsmediziner Wolfgang Eisenmenger will das Rätsel um die Füssener Leiche lösen – der AZ sagt er, wie.
FÜSSEN/MÜNCHEN Ein Pilzsammler hatte sie in einem Waldstück bei Füssen gefunden. Alle Hoffnungen liegen jetzt auf dem Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts der LMU, Wolfgang Eisenmenger. Er untersucht die Leiche, der Beine, Arme und Kopf abgetrennt wurden. Der AZ erklärt er, wie er die Identität der rätselhaften Leiche entschlüsseln will.
Da Eisenmenger keine Fingerabdrücke nehmen kann, entnimmt er dem Torso DNA-Spuren aus Blut, Muskeln, Knochen oder Zähnen. Die gleicht er mit Datenbanken des BKA ab. „Da sind zwar nur Straftäter registriert, aber es ist ein Anfang.“
Parallel dazu untersuchen er, woher die Leiche stammen könnte. „Die ethnische Herkunft untersuchen wir anhand der Pigmentschichten der Haut“, sagt Eisenmenger. Danach wird die Tote auf individuelle Merkmale wie OP- oder Brandnarben, Tattoos oder Missbildungen untersucht – vielleicht ist da ein Hinweis dabei.
Gleichzeitig entnehmen die Rechtsmediziner auch Isotopen-Proben. Isotopen sind bestimmte Arten von Atomen. Sie kommen weltweit in einzigartigen Mengen und Mischungen vor. Isst ein Mensch etwa Pflanzen aus einer bestimmten Gegend, lagern sich spezielle Isotopen im Körper ab – damit können die Forscher auf Monate genau bestimmen, wo jemand gelebt hat oder woher er stammt. „Bei einer Leiche fanden wir hohe Mengen von Blei – und wussten: So hohe Konzentrationen gibt es nur in Australien und Rumänien. Die Polizei suchte also nach vermissten Rumänen – und wurde fündig.“
Um das Alter der Leiche zu bestimmen, untersucht Eisenmenger Wachstumsfugen am Schlüsselbein – sie zeigen, wie ausgewachsen die Tote war. Sind die Fugen geschlossen, war sie um die 21. Sind sie geöffnet, war sie jünger. Zusätzlich untersucht er Verkalkung der Blutgefäße und Abnutzung der Wirbelsäule. So kann er das Alter der Toten auf fünf bis zehn Jahre genau bestimmen.
Thomas Gautier