IS-Prozess um verdurstetes Kind
München/Lohne (dpa/lni) - Im Terror-Prozess gegen eine IS-Rückkehrerin aus Lohne (Landkreis Vechta) um den grausamen Tod eines kleinen Mädchens hat die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation ausgesagt. Sie habe in einem irakischen Flüchtlingslager mit der Mutter des Kindes gesprochen, sagte die Frau, die für die jesidische Organisation Yazda arbeitet, am Montag vor dem Oberlandesgericht München. "Die Geschichte von Nora war ein sehr, sehr schlimmer Fall. Zwei Jahre lang konnte ich ihre Geschichte nicht vergessen." Nora habe ihr geschildert, wie ihre kleine Tochter in der Sonne verdurstete.
In sozialen Medien habe sie dann gelesen, dass in Deutschland eine Frau vor Gericht gestellt wird, die dabei zugesehen haben soll, wie ein fünfjähriges Mädchen verdurstete, sagte die Yazda-Mitarbeiterin. "Ich vermutete: Das ist diese Geschichte, das ist dieses Mädchen."
Die Bundesanwaltschaft wirft der 28 Jahre alten Jennifer W. aus Lohne Mord vor, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sie soll im Sommer 2015 mit ihrem Mann ein kleines Mädchen aus einer Gruppe jesidischer Kriegsgefangener als Sklavin gekauft haben. Weil das Kind ins Bett gemacht hatte, soll der Mann es zur Strafe in sengender Sonne angekettet haben, wo es qualvoll verdurstete.
Die Yazda-Mitarbeiterin schilderte am Montag die Situation der jesidischen Minderheit im Irak. Es gebe regelrechte Sklavenmärkte, muslimische Männer könnten jesidische Frauen dort kaufen und "alles mit ihnen machen".