Irrer Streit: Dieser Richter verklagt seinen Arbeitgeber
Der Jurist (62) sollte sich von einem Amtsarzt psychiatrisch untersuchen lassen. Es ist der Höhepunkt im jahrelangen Dauerclinch mit seinen Vorgesetzten.
BAYREUTH Das hat gerade noch gefehlt! Der Bayreuther Amtsrichter Hubert K.* (62), der sich in den vergangenen drei Jahrzehnten besonders dadurch auszeichnete, dass er sich mit jedem anlegte, hat jetzt auch noch seinen eigenen Dienstherrn verklagt! 10000 Euro Schmerzensgeld will er vom Freistaat – wegen angeblicher Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Seine Vorgesetzten, so argumentiert er, hätten private Details über ihn in der Öffentlichkeit lanciert.
Gerichtspräsident Manfred Werth hat sich beim Versuch, den ungeliebten Richter unter Betreuung zu stellen und aus dem Dienst zu entfernen, bereits die Zähne ausgebissen. Mit einer Klage durch alle Instanzen wehrte sich Hubert K. erfolgreich gegen die Anordnung einer amtsärztlichen Untersuchung seines Geisteszustandes. Er blieb im Dienst.
Auch die Nachbarn bombardiert er mit zahllosen Anzeigen
Anhaltspunkte dafür, dass Hubert K. nicht richtig ticken könnte, hatte ein Kollege von ihm geliefert. Er war für eines der zahllosen Zivilverfahren zuständig, die Hubert K. ständig anzettelt. In einem gerichtlich ausgetragenen Streit mit einem Nachbarn bescheinigte der Zivilrichter seinem Kollegen im Urteil „deutlich paranoide Züge“ und „systematische Wahnvorstellungen“. Das wollte der Gerichtspräsident dann doch genau wissen und ordnete die medizinische Untersuchung an.
Bereits Werths Vorgänger war in den 90er Jahren mit dem Vorhaben gescheitert, Hubert K. aus dem Dienst zu entfernen. Damals war der notorische Streithansel in die Schusslinie geraten, weil er mehrere Verkehrssünder erstaunlich milde davonkommen ließ. Die Staatsanwaltschaft klagte ihn daraufhin der Rechtsbeugung an – und sein Vorgesetzter suspendierte ihn vom Dienst. Zwei Jahre später saß Hubert K. wieder an seinem Arbeitsplatz. Der Bundesgerichtshof, die oberste Instanz, hatte ihn freigesprochen.
Für die Nachbarn von Hubert K. steht schon lange fest, dass mit dem Richter auch privat nicht gut Kirschen zu essen ist. „Seit er hier vor rund 30 Jahren hergezogen ist, herrscht Krieg“, beschreibt eine unmittelbar in der Nähe wohnende Frau das Dilemma. Hubert K. hat nahezu jeden seiner Nachbarn schon einmal angezeigt, manche auch mehrfach. Dabei geht es um so bedrohliche Ereignisse wie überhängende Bäume und Sträucher, um vermeintlichen Lärm oder Gerüche, durch die sich der Herr Richter belästigt fühlt. An Hubert K.’s Streitlust änderte sich auch nichts, als ein von ihm attackierter Nachbar, ein Richterkollege, Selbstmord beging. Seine Witwe sagte damals zur AZ: „Mein Mann hat sehr unter den Streitigkeiten gelitten.“
Helmut Reister
* Name geändert
- Themen:
- Bundesgerichtshof