Irrer SPD-Streit um Seehofer zwischen Fürth und Nürnberg

Eine Landtags-Abgeordnete fordert den Ministerpräsident zu mehr Präsenz in Franken auf – Fürths OB, Parteifreund Thomas Jung, fällt ihr in den Rücken
NÜRNBERG/ FÜRTH Was können Bayerns Sozialdemokraten am besten? Opposition. Und damit das weiterhin so bleibt, streiten sie am liebsten mit sich selbst. Wenn, wie gerade jetzt geschehen, ein SPD-Abgeordnete einen Angriff gegen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) startet – dann ist es ein Sozialdemokrat, der ihr in den Rücken fällt.
Da hat die Schwabacher SPD-Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger, die auch den Nürnberger Süden vertritt, Horst Seehofer vorgeworfen, sich in Franken rar zu machen. Als Beispiele führte sie dazu Seehofers Abwesenheit bei der Eröffnung des Nürnberger Schauspielhauses und des Memoriums Nürnberger Prozesse auf (AZ berichtete). „Letzteres ist von weltweiter Bedeutung. Da muss der Ministerpräsident Präsenz zeigen“, so Schmitt-Bussinger.
Fehlt der Blick über den Fürther Tellerrand?
Doch ihr Parteifreund Thomas Jung, Oberbürgermeister von Fürth, sieht das anders: „Ich glaube, da verwechseln einige Nürnberg mit Franken.“ Er wies jetzt darauf hin, dass Seehofer in diesem Jahr häufiger in Fürth war als sein Vorgänger Edmund Stoiber während seiner gesamten Amtszeit. Unter anderem habe Seehofer die Eröffnung einer Modellbahnausstellung in der Kleeblattstadt besucht.
„Da schaut der Fürther Oberbürgermeister halt nicht über seinen Tellerrand hinaus“, so die Abgeordnete. „Eine Modellbahnausstellung ist nicht mit der Eröffnung des Memoriums zu vergleichen.“
Der Hintergrund für das Zerwürfnis der Nürnberger und Fürther Sozialdemokraten liegt wohl tiefer. Seit Monaten sind die Parteifreunde aus beiden Städten nicht gut aufeinander zu sprechen. Grund ist der Streit über die Trassenführung für die S-Bahn-Linie von Nürnberg über Fürth nach Forchheim. Die Nürnberger wollen, dass schnell gebaut wird. Die Fürther wollen erreichen, dass die S-Bahn im Fürther Stadtteil Vach hält. Dafür nehmen sie in Kauf, dass sich das gesamte S-Bahn-Projekt verzögert. Was die Nürnberger Genossen wiederum auf Minderwertigkeitskomplexe zurückführen. „Der Fürther OB verwindet eben nicht, dass er zwar von 80 Prozent der Bevölkerung gewählt wurde, aber in der Außenwahrnehmung sein Nürnberger Amtskollege Ulrich Maly die erste Geige spielt“, wie ein hoher Nürnberger Sozialdemokrat zur AZ sagte.
Michael Reiner