Irrer Plan: Wöhrder See soll bald verschwinden!
Er droht schon jetzt zu verlanden und muss dringend saniert werden. Naturschützer wollen nun das Wasser ablassen. Dann soll das Naherholungsgebiet zur Auenlandschaft werden
NÜRNBERG Als Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) im letzten August den Wöhrder See inspizierte, wirbelte sein Boot eine stinkende Dreckbrühe auf. Algenreste, tote Wasserpflanzen und jede Menge Schlamm haben sich abgesetzt. Das Gewässer, um das tagtäglich tausende Nürnberger spazieren, joggen oder radeln, ist zum Sanierungsfall geworden. Jetzt schlägt der Bund Naturschutz (BN) vor, dass der See bald ganz verschwinden soll...
„Am besten wäre es, wenn das Gebiet renaturiert wird“, sagt Nürnbergs BN-Chef Günther Raß. Das Wasser soll abgelassen werden. Die Pegnitz würde dann wieder durch den Talgrund bei Wöhrd fließen, an den Ufern würde sich eine Auenlandschaft bilden, die vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet.
„Den See würden wir nicht vermissen“, sagt Raß. Die Naherholungsfunktion sei auch ohne Wasserfläche gegeben. „Die wird sowieso nur für Tretboote genutzt. Segeln oder Surfen ist hier ja gar nicht erlaubt.“ Der Verlust des Sees sei also zu verschmerzen. „Und die geplante Seebühne ist doch Größenwahnsinn!“
5000 bis 6000 Kubikmeter Schlamm werden jeden Jahr herein geschwemmt
Das untere Wehr will der Naturschützer erhalten. Bei Hochwasseralarm könnte damit das Wasser kurzfristig gestaut und so die Innenstadt geschützt werden.
Voraussetzung für die Renaturierung sei, dass der Faulschlamm vom Boden des ausgetrockneten Sees weggebaggert wird. „Sonst stinkt es!“ Später schließt Raß eine Geruchsbelastung aus. „Ein renaturierter Fluss stinkt nicht!“
Allerdings will der Bund Naturschutz diesen Plan nicht mit aller Gewalt durchsetzen. Raß: „Wir wollen da nicht mit dem Kopf durch die Wand. Die Nürnberger haben sich an ihren See gewöhnt.“ Doch für den Naturschützer ist die Renaturierung die sinnvollste und langfristig wohl auch die günstigste Lösung für den Problemfall Wöhrder See.
Wird nichts getan, verlandet der See in den nächsten 30 bis 50 Jahren sowieso. 5000 bis 6000 Kubikmeter Schlamm und Schlick werden jeden Jahr in das Gewässer geschwemmt. Der Sandfang an der Satzinger Mühle muss regelmäßig ausgebaggert werden. Das kostet jedesmal rund eine Viertelmillion Euro. Eine andere Lösung sieht vor, die Fließgeschwindigkeit der Pegnitz zu erhöhen. Etwa durch den Einbau künstlicher Inseln. Dann kann sich weniger Sand ablagern. Aber gebaggert werden muss trotzdem noch.
Nun muss der Umweltminister eine Lösung finden – und das Geld, mit dem er den Wöhrder See rettet. M. Reiner
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