Irrer Frauen-Quäler: „Meine Opfer waren selber schuld“

Seit Dienstag steht der Jurastudent Heiko W. vor dem Landgericht, weil er seine Freundinnen vergewaltigt und misshandelt haben soll. Er gab an, sie hätten ihn durch ihre Eifersucht provoziert
NÜRNBERG Er fühlte sich wie ein Superagent aus einem Hollywoodstreifen – unwiderstehlich und unantastbar. Doch seit Dienstag muss sich Heiko W. (27) vor dem Landgericht Nürnberg verantworten – wegen mehrfacher Vergewaltigung, Körperverletzung und räuberischer Erpressung. Laut Anklage hatte der Fürther aus gutbürgerlichem Hause in zahlreichen Partnerschaften in den letzten Jahren Schreckensherrschaften errichtet.
Der Jurastudent schob den Schwarzen Peter gestern allerdings seinen Opfern zu. Er räumte zwar ein, dass es zu „erheblichen Streitigkeiten“ gekommen sei, die aber hätten die Frauen selbst durch hysterische Eifersuchtsanfälle und Handgreiflichkeiten ihm gegenüber verursacht.
Patricia (Name geändert), die von 2002 ab fast drei Jahre mit Heiko W. zusammen war, konnte darüber nur bitter lachen. Die 25-Jährige: „Ich wünschte, ich hätte ihn mal erwischt. Aber wie hätte ich das machen sollen?“ Er beherrschte immerhin einen Kampfsport und zögerte nicht, die Nahkampftechniken auch bei ihr einzusetzen. Außerdem drohte er nicht nur einmal, sie und alle, die ihr teuer sind, umzubringen.
„Am Anfang war er sehr charmant“
Die Lehramtsstudentin erinnert sich: „Am Anfang war er sehr charmant.“ Erst nach ein paar Monaten zeigte er sein wahres Gesicht. Er bestimmte, was sie anziehen, wie sie sich verhalten sollte und verbot jeden Kontakt zu anderen Männern. Weigerte sie sich zu gehorchen, schlug er schon mal zu, würgte sie, bis ihr schwarz vor Augen wurde und hielt ihr sogar einmal eine Pistole an die Schläfe. Ständig behauptete er außerdem nicht nur ihr gegenüber, Geheimagent zu sein und daher ultimative Möglichkeiten der Kontrolle zu haben. „Ich wollte mich trennen. Aber er ließ mich nicht gehen“, so Patricia. Eine Tonbandaufnahme bewies, wie massiv Heiko W.s Drohungen waren: „Ich mach dich kalt zu Drecksau, wenn du noch einmal widersprichst“, war er darauf zu hören.
Für diesen Anruf wurde Heiko W. bereits einmal verurteilt. Doch ein Einsehen hatte das nicht zur Folge. „Ich hatte meine Regeln“, so der Angeklagte „die waren bekannt, so wie beim Monopoly.“ Um diese irren Regeln durchzusetzen, führte der Jurastudent sogar Strafzahlungen ein, die bei kleinstem Fehlverhalten fällig waren. Die Partnerinnen zahlten angeblich freiwillig. Heiko W.: „Sie hätten jederzeit gehen können.“
Morgen sagt die Hauptbelastungszeugin aus. Ihr hatte Heiko W. laut Anklage besonders zugesetzt. In der zweieinhalbjährigen Beziehung soll er sie mehrmals vergewaltigt haben – als abartigen Höhepunkt seiner Quälereien einmal sogar mit einer elektrischen Zahnbürste. Marlina Pfefferer