Irre Bilder: Kitzbühel eröffnet bei 20 Grad die Skisaison

In Kitzbühel wird bei spätsommerlichem Wetter die Skisaison eröffnet. Ob es solche Aktionen wirklich braucht, das fragen sich die Grünen. Wie die Bergbahn argumentiert und was Gegner fordern.
von  AZ/rom
Bei strahlendem Sonnenschein ziehen sich weiße Kunstschnee-Teppiche durch die Kitzbüheler Alpen - befremdliche Bilder von der Saisoneröffnung.
Bei strahlendem Sonnenschein ziehen sich weiße Kunstschnee-Teppiche durch die Kitzbüheler Alpen - befremdliche Bilder von der Saisoneröffnung. © Expa/Stefanie Oberhauser/APA/dpa

Kitzbühel – In diesem Herbst muss man immer wieder in den Kalender schauen und sich vergewissern: Ja, es ist tatsächlich schon Oktober. Am Wetter würd’ man es nicht merken. Ein Himmel, der blauer nicht sein könnte. Eine Sonne, die Wangen wärmt und rötet.

Um die Zeit Skifahren? Um Himmels Willen! So abwegig ist das aber gar nicht. Denn die Bergbahnen in Kitzbühel sind an diesem Wochenende tatsächlich schon in die Skisaison gestartet. Trotz der milden Temperaturen um die 20 Grad.

Mit Schnee, der im Frühjahr in Depots angelegt wurde, habe man zwei Pisten mit einer Länge von 1,6 Kilometern und einer Schneehöhe von 100 Zentimetern geschaffen (der Schnee besteht zu 80 Prozent aus Kunst-, zu 20 Prozent aus Naturschnee). Das sagte eine Sprecherin der Bergbahnen der "Tiroler Tageszeitung".

Kitzbühel-Betreiber sind sicher: Der Bedarf und die Nachfrage sind da

Der erste Gedanke: Schmilzt der Schnee nicht gleich wieder weg? "Wir machen jetzt bereits das vierte Jahr in Folge Mitte Oktober auf und haben gute Erfahrungen gesammelt", so die Sprecherin weiter. Die Pisten liegen demnach auf 1.800 Metern. Dort hat es momentan um die elf Grad.

Kritik für den frühen Skisaison-Start ist bei diesem sommerlichen Herbst garantiert. Das wissen auch die Verantwortlichen der Bergbahnen Kitzbühel. Daher hat man auch schon gute Argumente parat. Zum Beispiel: Mit dem frühen Beginn reagiere man auf die Nachfrage der Gäste, so die Sprecherin. Die Zahlen dazu: Im Jahr 2017 kamen am ersten Wochenende (14./15. Oktober) bereits 2.000 Skifahrer. Vor allem Skiclubs würden das Angebot zum Trainieren nutzen. Ein weiteres Argument: "Wir lagern den Schnee direkt am Hang, das heißt, es entstehen keine Transportkosten", wird die Sprecherin von der "Tiroler Tageszeitung" weiter zitiert.

Plus: Die beiden Pistenstreifen seien eine gute Basis, auf der man in der restlichen Saison aufbauen könne. Kühlaggregate brauche man auch nicht – wegen des Eigenkühleffekts.

Kritiker: "Solche Aktionen schaden dem Tourismus enorm"

Das alles überzeugt die Grünen in Tirol nicht. Der grüne Tourismussprecher Georg Kaltschmid aus Walchsee sagt: "Es sind Aktionen wie diese, die dem Tourismus enorm schaden. Denn diese Bilder gehen in die ganze Welt. Für Skipisten bei 20 Grad hat niemand Verständnis, weder die Einheimischen, die auf den Tourismus generell immer schlechter zu sprechen sind, noch die Gäste, die hierher kommen, um die Natur zu genießen und das Ursprüngliche zu erleben."

Deswegen sagt Kaltschmid, der den Tourismus nicht nur vom Papier kennt, sondern 2005 den Betrieb "Walchseer Hof" seiner Eltern übernommen hat: "Kunstschneisen mitten in der Spätsommerlandschaft – sowas darf es eigentlich nicht geben." Der Grünen-Politiker fordert in seiner Mitteilung eine Begrenzung der Wintersaison und wünscht sich, dass sich die Seilbahnbetreiber selbst dazu verpflichteten. Sei das nicht möglich, müsse ein anderer Weg gefunden werden.

Und weiter heißt es in Kaltschmids Mitteilung: "Gerade jetzt im wunderschönen und strahlenden Herbst ist die Hauptsaison, um zu wandern. Wir haben viel mehr zu bieten als den reinen Wintertourismus. Wir sind das ganze Jahr über attraktiv – darauf sollten wir unseren Fokus viel stärker legen. Der Ganzjahrestourismus – das muss unser Ziel sein."

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