Interview mit Club-Stürmer Bunjaku. Der verspricht: „Ich komme wieder“

Der Nürnberger Profi hat die fürchterliche Diagnose „Knorpelschaden vierten Grades“ noch immer nicht verdaut, gibt sich aber als Stehaufmännchen und sagt: „Ich gehe die Geschichte positiv an“
AZ: Wie geht es Ihnen nach der Schock-Diagnose und der Operation?
ALBERT BUNJAKU: Richtig mies. Die Situation ist ungewohnt, weil ich es ja schließlich gewohnt war, ständig in Bewegung zu sein.
Und jetzt?
Liege ich auf der Couch, habe eine surrende Motorschiene, die mein Bein bewegt. Das macht mich richtig fertig. Ich bin auch im Kopf schwer angeschlagen.
Wer sorgt für die nötige Seelenmassage?
Meine Familie, meine Frau Arijeta und mein Sohn Dion bringen mich auf andere Gedanken. Das hilft mir sehr. Außerdem bin ich gerade auf dem Weg zu Verwandten in Österreich. Die leben in der Nähe des Wörther Sees. Die nächsten 13 Tage werde ich komplett abschalten - auch mein Handy. Ich muss den Kopf schnellstmöglich wieder freibekommen.
Was können Sie dem lädierten Knie zehn Tage nach der Operation schon wieder zumuten?
Nichts außer der Motorschiene. In Österreich bekomme ich Lymphdrainagen, werde Krafttraining für meinen Oberkörper machen, ein bisschen spazieren gehen. Auf Krücken, die ich noch einige Wochen haben werde. Erst nach zwei Monaten werde ich das Knie mit maximal 30 Kilogramm belasten dürfen. Läuft alles normal, dann darf ich in ungefähr drei Monaten wieder voll auftreten.
Von einem Knorpelschaden vierten Grades, der schwerstmöglichen Schädigung war die Rede. Bleibt es bei einem medizinischen Eingriff?
Ich drücke mir selbst die Daumen. Der Arzt hat zu mir gesagt, dass es sein kann, dass ich nie wieder Probleme haben könnte. Aber auch, dass ich in zwei Jahren wieder auf dem Op-Tisch landen könnte. Ich gehe die Geschichte jetzt positiv an.
Sie hatten über Wochen Beschwerden. Haben Sie vielleicht zu lange die Schmerzen ignoriert?
Ich glaube nicht. Richtig schlimm ist es nach dem HSV-Spiel geworden. Da bin ich einmal richtig blöd weggeknickt. Da dachte ich: Hoppla, da könnte ein bisschen mehr sein. Als ich dann nach Erlangen zur Kernspin gefahren bin, sagte ich mir: Wird nicht weiter tragisch sein. ’Ne kleine Bänderdehnung, in drei Tagen bin ich wieder im Training. Als ich dann die Diagnose erfahren habe, war das ein großer Schock für mich und meine Familie.
Nach ihrem kometenhaften Aufstieg lief es schon in den letzten Wochen der Rückrunde und auch zum Saisonstart nicht wirklich rund. Gibt’s dafür Gründe?
Ich hätte nach der WM mit der Schweiz jetzt noch ein, zwei Spiele gebraucht, um wieder richtig in Form zu kommen. Außerdem musste ich mich ja auch auf die für mich noch sehr ungewohnte Rolle im linken Mittelfeld, wo ich deutlich mehr Defensivaufgaben übernehmen muss als im Sturmzentrum, umstellen. Dennoch hatte ich Gefallen daran, aber jetzt dieser Rückschlag – ganz bitter.
Dennoch sind Sie ja auch eine Art Stehaufmännchen.
Auf jeden Fall. Ich wurde schon dreimal am rechten Knie am Außenmeniskus operiert, einmal auch am linken mit der gleichen Blessur. Ich hatte ich Leisten- und Schulter-Operationen. Aber: Ich habe mich nie unterkriegen lassen, bin immer gut zurückgekommen. Das schaffe ich auch jetzt.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Sechs Monate muss ich schon rechnen bis zum Comeback.
Und der Club steht dann – ohne zwölf Bunjaku-Tore wie in der letzten Saison – wo in der Tabelle?
Möglichst weit oben, mit einem Polster vor der Abstiegszone. Unsere Truppe ist gut genug, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Der Abstieg - und auch die Relegation – sind überhaupt kein Thema.
Interview: Markus Löser