#instagramtauglich: So zeigen sich bayerische Politiker auf Instagram
Instagram haben die bayerischen Politiker längst für sich entdeckt. Die AZ hat sich die Accounts mal genauer angeschaut.
Der Diensthabende: Florian von Brunn (SPD)
Doch, ein privates Urlaubs-Selfie findet man auch bei ihm. Selbstverständlich aus Bayern, nämlich von einem Bergsee im Allgäu. Wer in Bayern für die SPD kämpft, kämpf mit ganzem Einsatz. Da werden so viele rote Rahmen und Zitate gepostet, dass niemand auch nur annähernd auf die Idee kommen könnte, dass man als oberster bayerischer Sozialdemokrat ein Privatleben haben könnte. Selbst auf der Wiesn zeigt sich Florian von Brunn mit Kevin Kühnert, der für Bayern ein eher zweifelhaftes – wenn auch rotes – Karohemd trägt. Instagram, das sind für von Brunn keine witzigen Hashtags und Reels mit Harry Styles. Sondern knackige Reden aus dem Plenum und markige Tweets. Von weiteren Berg-Posts sollte man sich nicht täuschen lassen. Im Zweifel geht es da doch wieder um Politik: den Heuberg retten, Herden vor Wölfen schützen, den Rückgang der Gletscher messen. Herr von Brunn, ein bisschen Spaß muss sein! hgy
Der Konsequente: Markus Söder (CSU)
Der Ministerpräsident hat rund 312 000 Follower auf Instagram. Was sie so neugierig macht? Dass der CSU-Chef als "Radfahrer", "Hundefreund", "ScienceFiction-Fan" und "Clubberer" unterwegs ist. Er zeigt sich beim bayerischen Bäcker-Oscar, beim freiwilligen Engagement der fränkischen Feuerwehr, den Barmherzigen Brüdern oder beim bayerischen Bauernverband stets heimatnah und bürgerverbunden. Und auch im Weihnachtspullover sieht man ihn.Selten ist er allein auf den Fotos und wenn doch, dann vor einem Pult als großer Redner. Meist ist er aber umzingelt von wichtigen Persönlichkeiten, die mit ihm anpacken. Tiefstapeln auf Instagram? Von wegen: Die CSU sei "der Anwalt der Fleißigen".Ampel- und Grünen-Bashing darf natürlich auch im Netz nicht fehlen - wenn er "enttäuscht" von der Grünen-Doppelmoral ist und einer Ampel, "die wild durcheinander blinkt". Oder wenn er "konsequent gegen Klima-Kleber" vorgehen will. Man sieht, Söder teilt gerne aus. Gscheidhaferln geht auch digital. msg
Die Unerschöpfliche: Katharina Schulze (Grüne)
Nach den ersten Einblicken auf ihrem Profil wird schnell klar - Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze ist überall im Einsatz. Ob im Urlaub mit Baby, beim politischen Frühschoppen, auf Demos oder im Austausch mit Größen wie Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, den Parteikollegen Omid Nouripour, Robert Habeck und Ricarda Lang sowie Zervakis & Opdenhövel von ProSieben.Dass sie außerdem "Icecreamlover" ist, ist kaum zu übersehen. Ihre Botschaften hinterlässt sie gerne in Textanimationen. Und: Sie gestikuliert viel, auch in den Sozialen Medien. Ihre Herzensthemen: Feminismus, Antifaschismus und Klimaschutz - und das sind nur ein paar wenige. Ihre Instagram-Highlights sind bunt - Wasserwacht, #NoNazis, #nohatespeech, Flüchtlingskatastrophe auf Lesbos, eine Veranstaltung in den USA zu Klimagerechtigkeit und Geschlechtergleichheit oder zu hohe Steuern für Menstruationsprodukte. Schulzes Energie scheint unerschöpflich. Man stellt sich die Frage, wann #Kathachillt. msg
Der Vielseitige: Martin Hagen (FDP)
Ob klassisch im Anzug oder ganz traditionell in Lederhosn - der smarte Bayern-FDP-Chef, Familienvater, das Hundeherrchen und der 1860er-Löwe Martin Hagen zeigt sich offen.Und das ist ihm scheinbar in die Wiege gelegt worden. Dem 41-jährigen ligurischen Rosenheimer (ja, Italienisch spricht er auch, wie seine Urlaubsposts von Sardinien zeigen) scheint vor nichts bange. So besucht er Schulen, verteidigt vor dem Rednerpult Ingenieure und Cleantech-Unternehmer als "die wahren Klimaschützer" oder zeigt sich mit einer Delegation aus Kurdistan. Man hat ihn auch schon mal bei "Schwaben weissblau" zum Fasching gesehen.Seine Fangemeinde kann ihn dabei begleiten, wie er am wärmsten Punkt Bayerns forstwirtschaftliche Erfahrungen sammelt, mit #Vaterfreuden Familienzeit an der Isar genießt, im Sommercamp zu Liberalismus und Demokratie diskutiert oder zu Rock-Klängen bei Guns n' Roses abfeiert und sich auf dem roten Teppich mit Ehrenamtlichen fotografieren lässt. Hagen: das Chamäleon. msg
Der Händeschüttler: Hubert Aiwanger (FW)
Lokalzeitungen sind voll von solchen Fotos, wie sie Hubert Aiwanger auf Instagram zeigt. Egal ob Wasserstoff oder bayerisch-österreichische Freundschaft: Hier werden Hände geschüttelt, was das Zeug hält. Menschen, die mit dem Freie-Wähler-Chef posieren, während ein Förderscheck übergeben wird. Stets im Fokus: die heimische Produktion. Illustriert etwa durch Wollknäuel von heimischen Bioschafen auf dem Bauernmarkt Eching. Da sag noch einer, der Wirtschaftsminister würde zu wenig für die Industrie tun!Ansonsten gibt sich Aiwanger heimatnah, da ist viel Bayerisches: Bierzelt, Brauchtum und Blasmusik. Nur bei einem Reel von einer Gondelfahrt in Venedig ist ihm wohl ein Ausrutscher passiert. Kleiner Trost: Ein wackeliges Bild von der Überfahrt nach Herrenchiemsee findet sich ebenfalls. hgy
Die Frau vom Fach: Judith Gerlach (CSU)
Böse Zungen behaupten, aus dem Bayerischen Digitalministerium komme zu wenig, und wenn, dann nur Instagram-Stories. Streng genommen hat Ressortchefin Judith Gerlach sogar zwei Accounts, den des Ministeriums und ihren eigenen. Privates erfährt man von ihr kaum, außer dass sie samstags gerne arbeitet ("Kein Witz und auch kein Mitleidgehasche"). Vielleicht, weil es mit der #eAkte doch in einigen Ministerien nicht so schnell vorangeht? Egal, bunt und unterhaltsam zeigt sie sich auf Insta. Da sieht man die Ministerin hüpfend beim Outdoorsport, bei der Weinlese im Wahlkreis, aber eben auch bei der Kranzniederlegung in Yad Vashem. Auch Exotisches ist dabei: etwa der Live-Talk mit Microsoft-Managerin Lena Rogl über Empathie in der Arbeitswelt. Grenzüberschreitend wird's auch bei der Sprache. Wenn die Ministerin in den Outtakes mit dem Wort "griechisch" so ihre Probleme hat, dann muss sie selbst einen hessischen Einschlag einräumen.Richtig peinlich sind ihre Video-Fehltritte zwar nicht. Aber Politiker mit der Fähigkeit zur Selbstironie sind rar gesät. hgy
Die Flirtende: Michaela Kaniber (CSU)
Kann man auf Instagram flirten? Im Falle der bayerischen Agrarministerin ist diese Frage definitiv mit ja zu beantworten. Die Männerherzen liegen ihr zu Füßen, wenn sie aus dem Dienstauto auf dem Weg nach Bologna auf italienisch grüßt. Es sieht sogar sexy aus, wenn die Ministerin herzhaft in eine Leberkässemmel beißt. Nicht verkehrt, schließlich geht es doch darum, die Landwirtschaft wieder ein bisschen stärker in den Fokus zu rücken. Damit die Kinder wissen, woher das Essen kommt. Und die Eltern, warum sie doch ein bisschen mehr für heimische Produkte ausgeben sollten. Dass die putzigen Tiere, mit denen sie sich gerne zeigt, zwar oft auch aufgegessen werden, spielt da eher eine Nebenrolle. Stets adrett gekleidet, häufig im Dirndl, und immer volksnah gibt sich die Oberbayerin. Da mag auch ein bisschen Eitelkeit durchscheinen, denn selbst mit Haarnetz in der Mehlfabrik sieht die Ministerin aus, als würde es gleich zu Heidi Klums Casting-Show gehen. Also Frau Kaniber, #fürmehrrealitätaufinstagram darf es auch mal weniger perfekt sein. hgy