Innenminister Joachim Hermann stellt neues Rettungssystem vor
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat ein neues Rettungssystem vorgestellt, mit dem Verletzte im Wald schneller Hilfe bekommen sollen – es besteht aus rund 12 000 Blechschildern.
Erlangen – Aus einem Waldstück sind laute Hilferufe zu hören. Eine junge Frau ist vom Rad gestürzt. Mit blutigen Knien liegt sie am Boden. Im Nirwana des etwa 10 000 Hektar umfassenden Sebalder Reichswaldes bei Erlangen rechnet sie sich wenig Chancen auf rasche Hilfe aus. Weil alles nur eine Übung ist, um die Vorteile eines neuen Rettungssystems in bayerischen Wäldern zu zeigen, ist es Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der die verunglückte Frau auffindet. Natürlich weiß er, was jetzt zu tun ist: Während sich ein Statist um die Erste Hilfe kümmert, marschiert der Minister strammen Schrittes zu jenem Ort, der Bayerns Wälder sicherer machen soll: einem Rettungstreffpunkt.
„Bei einem Unfall im Wald wissen viele nur ungefähr, wo sie sich gerade befinden“, erklärt Herrmann. Das neue System soll Abhilfe schaffen, sieht auf den ersten Blick aber ziemlich unspektakulär aus. Es besteht lediglich aus zwei Blechschildern an einem Baum. Neben der Notrufnummer und Verhaltensregeln im Ernstfall ist der Code „ER 2000“ darauf zu finden. „ER“ steht für Erlangen. 2000 für die Nummer des Treffpunktes. Herrmann greift zum Handy und wählt die 112: „Hier ist eine Radfahrerin verunglückt. Ich befinde mich am Rettungspunkt ER 2000“.
In der Integrierten Rettungsleitstelle Nürnberg, der größten in ganz Bayern, tippt ein Mitarbeiter „ER 2000“ in seinen Computer – und erhält sofort den exakten Standort angezeigt, wo Herrmann gerade steht. Per Funk schickt der Mitarbeiter die Koordinaten auf das Navigationsgerät des nächstgelegenen Rettungswagens. Nur wenige Minuten später braust das Fahrzeug mit Blaulicht und lautem Martinshorn in Richtung Innenminister heran. Herrmann führt die Helfer an den Ort, wo die Radfahrerin gestürzt ist.
„Zeit kann bei ernsten Verletzungen über Leben und Tod entscheiden“, sagt Herrmann. Deshalb will der Freistaat gleich 12 000 nummerierte Schilder in den Wäldern anbringen. Das Netz aus Lotsenpunkten erhöhe die Sicherheit der Waldarbeiter und aller Erholungssuchenden, erklärt Herrmann.
Bis Anfang 2014 soll im Schnitt alle 2,5 Kilometer ein Schild stehen, mit der im Notfall die genaue Lage ermittelt werden kann. Der Landrat des Landkreises Erlangen-Höchstadt Eberhard Irlinger (SPD) hakt nach: „Und wie finde ich jetzt überhaupt so einen Punkt?“ Auch daran hat der Freistaat gedacht: Es gibt eine App. Ein Mitarbeiter der Forstverwaltung führt auf seinem Handy vor, wie das Programm die Koordinaten eines jeden beliebigen Standortes binnen Sekunden ermitteln kann. Doch dafür ist die App offenbar gar nicht gedacht: „Damit kann man sich zum nächstgelegenen Rettungstreffpunkt navigieren lassen“, erklärt Herrmann.
Dabei ist die Arbeit mit GPS-Daten für die Integrierte Leitstelle in Nürnberg längst Alltag. „Wir erhalten immer mehr Notrufe, bei denen uns die genauen Koordinaten mitgeteilt werden“, sagt der stellvertretende Leiter, Thomas Löhr. Auch in diesem Fall könnten die Daten direkt aufs Navigationsgerät des Rettungswagens übertragen werden.
Rettungswagenleiter David Großregen vom Arbeiter Samariter Bund (ASB) sieht dennoch Vorteile in den Rettungstreffpunkten: Bei einem Notfall sei die Aufregung groß. Dann falle es schon wesentlich leichter, die Nummer des Treffpunktes per Telefon durchzugeben, als zu telefonieren und gleichzeitig die Koordinaten herauszufinden.
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