Ingolstadt: Geiselnahme beendet - Sechs Schüsse im Rathaus!

Geiseldrama in Ingolstadt: Ein bewaffneter Mann im Rathaus Geiseln genommen. Gegen 17.44 Uhr hat es sechs Schüsse im Rathaus gegeben!Die Geiselnahme ist beendet. Alle sind am Leben.
von  dpa

Ingolstadt - Schüsse im Rathaus! Es hat sechs Mal gekracht. Die Geiselnahme im Rathaus von Ingolstadt ist zu Ende gegangen. Nach Angaben der Polizei sind die beiden letzten Geiseln unverletzt frei. Auch der Täter sei am Leben.

Die Geisel und der Täter kennen sich seit langem

 Der Täter sei verletzt, aber am Leben. Zunächst waren mehrere laute Knallgeräusche zu hören. Ob es sich um Schüsse oder eventuell Blendgranaten handelte, war zunächst unklar. Die Polizei machte keine Angaben dazu, ob es sich um einen Zugriff des Spezialeinsatzkommandos handelte, das seit den Vormittagsstunden am Rathaus auf einen Einsatz wartete.

 Den Geiselnehmer von Ingolstadt hat inzwischen der Hunger ereilt. Um exakt 16.59 Uhr hat er sich bei der Polizei drei Döner bestellt – ohne Zwiebeln. Außerdem seien Tabletten ins Rathaus gebracht worden.

Erstes Aufatmen im Geiseldrama von Ingolstadt: Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck, der bis zuletzt im Rathaus von einem Täter als Geisel genommen wurde, ist inzwischen wieder frei. Der Mann wurde von zwei Polizisten aus dem Rathaus begleitet. Auch eine Frau hat das SEK aus dem Rathausgebäude geführt. Unklar ist allerdings, ob es sich um die als Geisel gehaltene Vorzimmerdame handelt.

Mißlbeck hielt sich nach seiner Freilassung zunächst in einem Polizeiwagen auf und wurde betreut. Anschließend besprach er sich mit dem Ingolstädter OB Alfred Lehmann (CSU) im Eingangsbereich der Sparkasse. Weiter in der Hand des 24-Jährigen Täters könnte die Vorzimmerdame (25) Mißlbecks sein.

Angaben darüber, wie der Kommunalpolitiker gerettet wurde oder ob er freigelassen wurde, machte die Polizei zunächst nicht.

Mehrere Menschen als Geiseln genommen

Was war passiert? Im Ingolstädter Alten Rathaus hatte ein Mann mehrere Menschen als Geiseln genommen. Der Kidnapper sei nach eigenen Angaben bewaffnet und habe zunächst keine Forderungen gestellt, sagte ein Sprecher der Ingolstädter Polizei.

Täter ein Stalker aus der Psychiatrie

Der Geiselnehmer von Ingolstadt soll schon seit längerem psychische Probleme haben. Der 24-Jährige stehe „ganz erheblich unter psychischem Druck“, sagte ein Polizeisprecher am Montag. „Auch eine gewisse psychische Auffälligkeit war in der letzten Zeit bei ihm zu verzeichnen.“

Wegen der Stalking-Vorwürfe ermittelt die Polizei nach eigenen Angaben seit rund einem Jahr gegen den Mann.

 

Wie die Polizei bestätigt, handelt es sich bei dem Geiselnehmer um einen Stalker einer Angestellten aus dem Rathaus. Die Mitarbeiterin hat der Mann in seiner Gewalt.

Angela Mayr, Sprecherin der Freien Wähler, hatte der AZ bestätigt, dass der dritte Bürgermeister von Ingolstadt, Sepp Mißlbeck, "definitiv" in der Hand des Geiselnehmers sei. Es gehe ihm gut. "Er durfte kurz mit seiner Frau telefonieren und ihr sagen, dass er nicht verletzt ist." Mißlbeck wurde gegen 14 Uhr vom Täter offenbar freigelassen.

Bewaffnet mit Faustfeuerwaffe

Neben der Vorzimmerdame von Sepp Mißlbeck hat der Täter noch einen Mann in der Gewalt. Laut Donaukurier handelt es sich dabei um den städtischen Bewschwerdemanager. Der Täter sei ein junger Man mit Faustfeuerwaffe, sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Ob die Waffe scharf oder nur eine Schreckschusspistole ist, sei bisher unklar.

Lesen Sie hier: Sepp Mißlbeck im Porträt

Der Geiselnehmer ist nach Angaben der Polizei ein 24 Jahre alter, wohnsitzloser Mann. In den Rathäusern der Stadt habe er ein Hausverbot gehabt, weil er seit längerem einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung nachstellte und andere Angestellte bedroht hatte. Der Täter ist zudem vorbestraft. „Wir warten, bis er konkrete Forderungen stellt“, sagte der Polizeivizepräsident beim Polizeipräsidium Oberbayern, Günther Gietl. „Wir sind derzeit mit 208 Einsatzkräften im Einsatz.“

Notfall-Telefon für Angehörige der Opfer eingerichtet

Der Ingolstädter Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) war selber vor Ort, als die Geiselnahme in einem anderen Büro des Rathauses begann. Die Polizei habe am Morgen alle Mitarbeiter aufgefordert, das Rathaus zu verlassen, berichtete Lehmann. Über den Täter sagte er: „Der Begriff Stalker erscheint mir etwas verharmlosend, weil er doch eine ganze Liste von Vorstrafen hat, die weit über das hinausgeht, was man als Stalking bezeichnet.“ Lehmann geht davon aus, dass unter den Geiseln auch das Stalking-Opfer ist. Für Angehörige von Rathausmitarbeitern sei ein Notfall-Telefon geschaltet: +49 841 305-1503.

Das Motiv: Ein Bescheid soll aufgehoben werden

Lehmann sagte über das Motiv des Geiselnehmers: „Er möchte, dass wir einen Bescheid aufheben.“ Um welchen Bescheid es gehe, sei bisher nicht bekannt. Möglicherweise handele es sich um das Hausverbot für die Rathäuser der Stadt, das gegen den Täter erlassen wurde.

Der Geiselnehmer war am Montagmorgen kurz vor 9.00 Uhr in das Alte Rathaus der oberbayerischen Stadt gegangen und hatte die Geiseln genommen. Derzeit werde versucht, die Geiselnahme unblutig zu beenden, erklärte die Polizei. Das Rathaus wurde evakuiert, der Platz vor dem Gebäude großräumig gesperrt. Die Polizei steht mit dem Geiselnehmer in Kontakt.

Wahlkampfauftritt von Angela Merkel abgesagt

Der für 17 Uhr geplante Wahlkampfauftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) an dem inzwischen gesperrten Rathausplatz in Ingolstadt ist abgesagt worden. Dies teilte die CSU-Landesleitung mit.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte der Zeitung „Donaukurier“, es gebe keinerlei politischen Druck auf die Einsatzkräfte und keine Eile wegen der für den Nachmittag geplanten CSU-Wahlkampfveranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Wohl der Geiseln habe absoluten Vorrang.

„Wir alle hoffen und bangen, dass diese Geiselnahme glimpflich ausgeht“, schrieb die in Ingolstadt wohnende bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) auf Facebook.

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