Ingenieur erschießt seine Frau

Oster-Drama in Rückersdorf: Dr. Edwin F. plante den Tod sorgfältig. Grund für die schreckliche Tat war die Angst vor Parkinson. Die Schüttellähmung war kurz davor bei ihm diagnostiziert worden.
RÜCKERSDORF Dr. Edwin F. war ein korrekter Mensch. Diesem Charakterzug verdankten viele eine sanfte Pflege der Schnupfennase. Denn F. war technischer Ingenieur der „Vereinigten Papierwerke“, der damaligen Tempo-Taschentuch-Fabrik in Heroldsberg. Manche Produktionsvorgänge kontrollierte er so oft, bis auch er mit der Zusammensetzung von Papier oder Mull zufrieden war. So pedantisch er im Beruf war, so perfekt plante er seinen Tod. Und den seiner Frau. Der 80-Jährige erschoss am Ostermontag erst seine Frau Ingeburg (73), dann sich. Mögliches Motiv: seine Parkinson-Erkrankung.
Die Ehe des Paares, das ein Einfamilienhaus in Rückersdorf besaß, wird als vorbildlich beschrieben. Die Goldene Hochzeit war in greifbare Nähe gerückt. Drei Kinder hätten mit dem Paar gefeiert, das Schicksalsschläge bislang wegsteckte. Dazu gehörte auch der Schlaganfall von Ingeburg F., der ihr Leben einschränkte. Doch die Hiobsbotschaft, die Edwin F. vor kurzem hörte, löschte wohl seinen Lebensmut aus. Parkinson, die „Schüttellähmung“, sei diagnostiziert worden, erzählt ein Freund der Familie.
Wollten sie gemeinsam stereben?
Niemand schöpfte Verdacht. Viele wussten nicht einmal, dass F. eine Pistole besaß. Die Frage, ob seine Frau seine Pläne kannte, stellt sich im Freundeskreis nicht: Für die Weggefährten gibt es keine andere Möglichkeit, als dass das Paar den Plan zu sterben gemeinsam gefasst hat.
Irgendwann in der Nacht zum Montag setzte Edwin F. diesen Plan um. Er erschoss seine Inge. Um 3 Uhr früh rief er nicht die Polizei – er wählte die Nummer des kassenärztlichen Notfalldienstes. Dort bat er überlegt um einen Arzt – zur Leichenschau.
Die Retter am anderen Ende der Leitung verständigten die Polizei, gemeinsam fanden sie im Haus dann die beiden Leichen. Kurz nach dem Telefonat nahm sich Edwin F. selbst das Leben.
Zurück bleiben die drei verstörten Kinder. Vielleicht würde ihnen ein Abschiedsbrief helfen, die Entscheidung ihrer Eltern nachzuvollziehen. Gestern wurde noch keiner gefunden.
sw