In Turnschuhen auf die verschneite Zugspitze: Kuriose Einsätze gibt es immer häufiger
Garmisch-Partenkirchen - "Es ist einfach noch nicht Sommer", sagt Toni Gehringer, Geschäftsführer der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen der AZ. "Zum Baden fährt ja auch noch keiner." Es gehe viel, aber eben noch nicht alles. Wie etwa mit Turnschuhen und Jogginghose die Zugspitze besteigen zu wollen.
Genau das hatten zwei Niederländer am Dienstag vor. Auf Höhe der Knorrhütte (2051 Meter) kamen die beiden gegen 15 Uhr aufgrund des Schnees und der niedrigen Temperaturen nicht mehr weiter. Einsatzkräfte hätten die Männer mit einem Polizeihubschrauber "bei turbulenten Windverhältnissen" ins Tal gebracht, wie die Bergwacht mitteilte.
Gehringer, der bei dem Einsatz in der Zentrale war, versteht die Bergsteiger aber ein bisschen. Im Voralpenland seien die Leute in den vergangenen Wochen schon Fahrrad gefahren, da vergesse man schnell mal, dass im Gebirge andere Verhältnisse herrschten.
Planung und Ausrüstung sind entscheidend
Eine solche Tour müsse man entsprechend planen, sagt er. Es gäbe viele Quellen, wo man sich informieren könne, etwa die Webcams, die die Witterungsverhältnisse am Berg zeigen würden. Hätten die beiden Männer sich vorab richtig informiert, hätten sie gesehen, dass auf der Piste oberhalb ihres Weges an diesem Tag kein Skibetrieb möglich war – wegen zu starken Windes.
Und dann müsse man eben die richtige Ausrüstung wählen: Für solche Verhältnisse empfiehlt er beispielsweise Tourenski oder Schneeschuhe. Außerdem solle man sich ein Limit setzen. Wenn man merke, dass es schon zwei Uhr nachmittags sei, und man nicht mehr vorankäme, solle man auch mal umdrehen.
Auf diese Flexibilität, auch mal zurückzugehen, verweist auch sein Kollege, Roland Ampenberger, Sprecher der Bergwacht. Wobei man ans Zurückgehen immer schon früher denken solle: Bergaufgehen sei leichter als bergab. Deshalb soll man sich immer fragen, ob man da auch wieder hinuntersteigen könne, wo man gerade hinaufsteigt.

Vor wenigen Wochen erst musste ein junger Finne in Turnschuhen, Jogginghose und Pullover vom Watzmann gerettet werden. Nehmen solche kuriosen Fälle zu? Ampenberger glaubt ja. Den Grund dafür sieht er in der modernen Medienwelt. Die suggeriere immer mehr, dass Berge für alle zugänglich seien. Das Gebirge sei aber kein Strand an der Copacabana. "Ein Berg ist komplexer."
"Wer Hilfe braucht, der kriegt sie auch"
Dabei muss nicht zwangsläufig immer die schlechte Ausrüstung das Problem sein. Auch zu viel Ausrüstung könne problematisch werden, sagt Ampenberger. Manche hätten einen "unendlich schweren Rucksack mit dem halben Hausstand" dabei und wunderten sich dann, wenn sie irgendwann nicht mehr weiter könnten.
Und das Wichtigste sei natürlich: mit seiner Ausrüstung richtig umgehen zu können. Wer richtig dafür trainiert sei, könne eine Besteigung eben auch mit Turnschuhen meistern, sagt Ampenberger. Ob die Rettungskräfte sich über solche Einsätze ärgerten, die vermeidbar wären? Nein, sagt Gehringer. Das liege der Bergwacht fern. "Wer Hilfe braucht, der kriegt sie auch."
Wer Schnee antreffen will, muss übrigens gar nicht ins Gebirge. Der Deutsche Wetterdienst erwartet auch in den nächsten Tagen für Teile von Bayern winterliches Wetter mit Schneeregen bis ins höhere Flachland. Am Freitag kann es zu Glätte kommen. In der Nacht auf Samstag soll es im höheren Flachland wieder vermehrt Schneeregen geben – oder schneien.
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