In Starnberg lebt man länger
Die Menschen südwestlich von München werden älter als alle anderen Deutschen - auch weil sie sich ein gesundes Leben leisten können. In Niederbayern sterben die Menschen früher
Starnberg/München Dass Johannes „Jopie“ Heesters so alt wurde, könnte auch daran liegen, dass er sich den richtigen Wohnort ausgesucht hatte. Der Sänger und Entertainer residierte bis zu seinem Tod in Starnberg. Und nirgendwo in Deutschland leben die Menschen länger als in dem wohlhabenden Landkreis im Südwesten Münchens.
Rüstiges Starnberg
Zwar werden die meisten Starnberger keine 108 Jahre alt wie Heesters, aber trotzdem deutlich älter als der Rest der Republik: Ein 60-jähriger Mann kann sich in Starnberg durchschnittlich noch auf knapp 25 Lebensjahre freuen. Bei 60-jährigen Frauen sind es knapp 27 Jahre – nur in Rosenheim und Stuttgart hätten sie noch etwas mehr vor sich. Ganz anders sieht es zum Beispiel im oberfränkischen Hof aus. 60-jährigen Frauen verbleiben hier im Schnitt nur noch etwa 24 Jahre, Männern nicht einmal 20.
Diese Daten stammen aus dem aktuellen Gesundheitscheck der Zeitschrift „stern“, für den das Magazin Daten aus dem ganzen Bundesgebiet ausgewertet hat. Der Report zeigt: In Starnberg haben schon Neugeborene eine höhere Lebenserwartung. Das liegt daran, dass es den Menschen dort in mehrerlei Hinsicht besser geht als anderswo: Am Starnberger See leben die meisten Einkommensmillionäre Bayerns, es gibt dort kaum Arbeitslose, dafür mehr als genug Ärzte. Die Menschen dort sind überdurchschnittlich gebildet und beruflich erfolgreich. Natürlich ist es in Starnberg auch lebenswert. All das beschert dem Ort die guten Werte in den Statistiken.
Risikostadt Straubing
Schlecht sind die Zahlen aus dem niederbayerischen Straubing. Die Stadt gehört sogar zu den Schlusslichtern im bundesweiten Gesundheitsvergleich. Buben, die hier zur Welt kommen, haben nur 74,65 Jahre Lebenserwartung, Mädchen 79,56. Damit landet Straubing auf den Plätzen 391 und 408 – von 413. Nirgendwo sonst in Bayern sterben so viele Menschen an Herzinfarkt: Jährlich sind es 254 von 10000 Einwohnern – in Erding beispielsweise nur 90. Der Rücken macht den Menschen in der Gäuboden-Stadt öfter als anderen zu schaffen. Auch psychische Probleme wie Depressionen sind in Straubing – wie in ganz Ostbayern – besonders häufig.
Insgesamt zeigt der Gesundheitsreport: Den Menschen im Südwesten Deutschlands geht es am besten. Nirgends werden sie so alt wie im Westen Bayerns und in Baden-Württemberg – und nirgends sind sie gesünder. Kann ein Umzug also das Leben verlängern? So einfach ist es nicht, denn die Gründe liegen tiefer. Sozioökonomische Faktoren nennen Wissenschaftler die drei Dinge, auf die es vor allem ankommt:
Faktor Geld
Vielverdiener leben um bis zu zehn Jahre länger als Niedrig-löhner. Sie können sich eine schöne, ruhige Gegend zum Wohnen aussuchen, gesundes Essen kaufen, sich mehr Hobbys, Urlaube und Komfort leisten. Auch bei der medizinischen Versorgung kommt es nicht selten aufs Geld an. Wer viel hat, kann sich oft bessere Ärzte und aufwändigere Behandlungen leisten. Und er kann ein Haus in Starnberg bezahlen.
Faktor Bildung
Gesund leben kann nur, wer weiß, wie das geht. Gesundheitsexperten betonen immer wieder: Es geht darum, was man im Elternhaus vorgelebt bekommt. Und da scheinen Gebildete den achtsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit besser zu vermitteln. Denn im Schnitt leben mehr gesunde Menschen dort, wo auch die Bildung der Menschen überdurchschnittlich ist. Statistisch gesehen rauchen und trinken Menschen mit niedriger Bildung mehr, essen ungesünder. Kinder orientieren sich an den Gewohnheiten der Eltern. Lebenserwartung und Gesundheit hängen also stark davon ab, in welche Verhältnisse ein Kind hineingeboren wird.
Faktor Beruf
Wer einen sicheren Job hat, an dem er Spaß hat, und mit seinem Status zufrieden ist, lebt glücklicher und damit gesünder. Und wer einen Beruf hat, den er auch im Alter noch ausüben kann – zum Beispiel die Starnberger Anwälte, Künstler und Architekten – kann sich damit länger geistig fit halten.
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