In Greuth ist jetzt der Teufel los
CSU-Bürgermeister Rudi Müller (62) wurde von der Landesanwaltschaft aus dem Chefsessel gejagt.Trotz einer langen Haftstrafe wegen Untreue wollte er sein Amt nicht freiwillig aufgeben...
VESTENBERGSGREUTH Fast 20 Jahre lang durfte es sich Rudi Müller (62) im Chefsessel des Rathauses bequem machen. Doch die Zeiten seiner kommunalen Regentschaft sind jetzt vorbei. Ein juristischer Wirbelwind fegte den Bürgermeister der 1600-Seelen-Gemeinde gewaltsam vom Thron.
Die ungemütlichen Böen wehten von München aus ins Frankenland. Die Landesanwaltschaft verordnete dem altgedienten CSU-Politiker eine sofort wirksame „vorläufige Dienstenthebung“. Das war die Reaktion auf den Ausgang eines Strafverfahrens gegen ihn. Das Erlanger Amtsgericht hatte das Gemeindeoberhaupt wegen Untreue im August zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt. Immer wieder, so die Begründung, soll Müller Mitarbeiter des Bauhofs für private Arbeiten eingesetzt und indirekt aus der Gemeindekasse entlohnt haben.
„Mit so einer hohen Strafe ist man als Repräsentant nicht tragbar“
Müller, der hinter der anonymen Anzeige eine „Intrige politischer und wirtschaftlicher Widersacher“ auszumachen glaubt, kann sich mit dem Urteil des Amtsgerichts nicht abfinden. Er hat über seine Anwälte Rechtsmittel einlegen lassen und will es auf eine Prozess-Neuauflage ankommen lassen. „Schließlich“, so argumentierte er auch noch nach dem gerichtlichen Schuldspruch, „habe ich nichts verbrochen.“
Am Donnerstagnachmittag erschien Rudi Müller wie gewohnt im Rathaus, um die übliche Bürgersprechstunde abzuhalten. Das deutete ganz darauf hin, dass er seine angekündigte Linie, auf keinen Fall freiwillig den Sessel zu räumen, beibehalten wollte. Am Ende überlegte er es sich doch noch anders und übertrug die Amtsgeschäfte zähneknirschend an seinen bisherigen Stellvertreter Erwin Teufel.
Die Dauer von dessen Amtszeit hängt ganz vom endgültigen Ausgang des Strafverfahrens ab. Sollte Müller in der nächsten Instanz freigesprochen werden, darf er wieder ins Rathaus einziehen. Kassiert er ein ähnlich hohes Urteil wie im ersten Prozess vor dem Erlanger Amtsgericht, ist seine politische Karriere definitiv vorbei. Eine Sprecherin der Bayerischen Landesanwaltschaft sagte zur AZ: „Mit so einer hohen Strafe ist man als Repräsentant einer Gemeinde nicht tragbar.“
Rudi Müller, das geschasste Gemeindeoberhaupt, war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. hr
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