In dieser Geistersiedlung üben SEK und Feuerwehr

NÜRNBERG Verlassene Häuserreihen, zerbrochene Fensterscheiben – die menschenleere Plauener Straße gleicht einer Geistersiedlung. Doch der Schein trügt: Immer wieder liefern sich hier Polizisten harte Gefechte, und Feuerwehrkräfte stürmen in verqualmte Wohnungen. Denn der menschenleere Straßenzug in der Nordstadt ist ein gigantisches Übungsgelände: Sondereinsatzkommandos (SEK) und die Nürnberger Feuerwehren proben hier den Ernstfall.
„Auf der linken Seite darf die Feuerwehr üben, rechts die Polizei“, erklärt Dieter Barth, Sprecher der wbg. Die Wohnungsgesellschaft ist Eigentümer der leerstehenden Gebäude, die im Herbst abgerissen werden. „Bis dahin stellen wir sie Polizei und Feuerwehr für Übungszwecke zur Verfügung“, sagt der wbg-Sprecher.
Auch am Samstag rauschten wieder fünf freiwillige Feuerwehren zum Einsatz in die Straße. Ihre Aufgabe: aus einer qualmenden Wohnung Karlchen und zwei weitere Puppen retten (Brandschutz-Tipps siehe Kasten). Ansonsten üben die Spezialisten meist in Hallen wie dem früheren Milchhof. „Aber hier sind die Trainings viel effektiver, weil die Umgebung so realitätsnah ist“, sagt Horst Grillmeier von der Feuerwehr. Vereinzelt stehen sogar noch Schränke, Tische oder Waschmaschinen in den Zimmern. „Die ehemaligen Mieter durften alles Überflüssige drinnen lassen“, erklärt Barth.
Auch die Polizei nutzt das Gelände häufig. Da die Häuser ohnehin bald dem Erdboden gleichgemacht werden, darf sich das SEK austoben. „Wir haben nur gebeten, dass die Außenhaut der Gebäude unversehrt bliebt“, sagt Barth. Als er einmal in der Nähe unterwegs war, hörte er einen lauten Knall aus der Plauener Straße. „Da habe ich nur gedacht: Hoffentlich ist es das SEK“, so der wbg-Sprecher. Die Anwohner aus der Umgebung sind informiert. Bisher hat sich keiner beschwert.
Im Herbst aber ist Schluss mit Schuss- und Feuer-Übungen. Dann rollen die Bagger an: „2013“, sagt Barth „werden hier neue Wohnkomplexe stehen“.