In diesem Laden muss keiner zahlen

Projekt in Gostenhof: Jeder darf einmal in der Woche drei gebrauchte aber gut erhaltene Dinge umsonst mitnehmen
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Johanna Zwinscher (links) hatte die Idee für den „Umsonstladen“. Schuhe, Kleidung und Elektrogeräte sind der Renner.
Klaus Schillinger Johanna Zwinscher (links) hatte die Idee für den „Umsonstladen“. Schuhe, Kleidung und Elektrogeräte sind der Renner.

Projekt in Gostenhof: Jeder darf einmal in der Woche drei gebrauchte aber gut erhaltene Dinge umsonst mitnehmen

NÜRNBERG „Das ist doch toll: Wir machen die Menschen glücklich, die etwas geben – und die Menschen, die etwas kriegen, die sind dann auch glücklich“, sagt Johanna Zwinscher strahlend. Sie ist die Initiatorin des „Umsonstladens“.

Jeden Samstag, zwischen 11 und 14 Uhr, spielen sich hier in Nürnberg-Gostenhof die gleichen, ungewöhnliche Szenen ab: Menschen verschiedenster Nationen betreten den Laden in der Rothenburger Straße 51a, nehmen sich, was ihnen gefällt und verlassen in aller Ruhe den Raum – ohne zu bezahlen und ganz ohne schlechtes Gewissen. Dafür haben sie oft – und damit ist die These von Johanna Zwinscher bewiesen – ein Lächeln auf dem Gesicht.

Der „Umsonstladen“ ist, wie der Name sagt, ein Laden, in dem jeder alles umsonst mitnehmen kann. Es gibt nur zwei einfache Regeln: Zum einen darf jeder „Kunde“ des kostenlosen Angebots pro Samstag maximal drei Dinge mitnehmen. Zum anderen kommt auch nur Ware durch die Tür, die eine Person tragen kann. So sind schwere Möbel genauso wenig erwünscht wie kaputte oder dreckige Gegenstände. Wer hingegen gut erhaltene Ware im Keller hat, die er nicht mehr braucht, kann diese jeden Samstag vorbeibringen.

Jeder kann geben und nehmen, wie er will

Im Juli 2008 wurde das Projekt von der Organisation Jesus Freaks Nürnberg ins Leben gerufen. „Wir haben die Idee bei einem Besuch in Mecklenburg gesehen“, erklärt Johanna Zwinscher. Jetzt, bald eineinhalb Jahre nach der Eröffnung, ist der Laden auch ein beliebter Treffpunkt geworden. Man kommt, plauscht und nimmt vielleicht etwas mit. „Aber wir legen Wert darauf, dass das hier nicht so ein karitatives Ding ist“, sagt Zwinscher, „Dass also die Reichen geben und die Armen nehmen. Hier kann jeder geben und nehmen, wie er will.“ Und Tatsächlich: Es kommen Menschen, die eben nicht so viel Geld haben – und solche, die einfach Sammler sind und beispielsweise alte Bücher oder altes Geschirr suchen.

Das Sortiment ist vielseitig – dank der Menschen, die ihre alten Sachen abgeben. So wie Michael Förtsch (35): „Ich habe meine Wohnung und meinen Keller entrümpelt. Die Sachen, die noch gut sind, ich aber nicht mehr brauchen kann, die bringe ich eben hier vorbei.“ Heute sind es ein alter Computer, Teller und eine Stereoanlage.

Das Sortiment wechselt täglich, Kleidung und Elektro-Geräte sind aber besonders beliebt. Ansonsten kann man – ähnlich einem Trempelmarkt – wirklich alles finden, von Schuhen über Krawatten, Bücher und CDs. Wer etwas mitnimmt, kann gern eine kleine Spende ins große weiße Porzellanschwein werfen – muss aber nicht. Durch die Spende wird ein Teil der Miete für den Raum beglichen. Das achtköpfige Team arbeitet ehrenamtlich. Belohnt wird es durch etwas ganz besonderes: durch lächelnde Menschen. scs/mm

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