in der JVA vergewaltigt: Die Gefängnis-Geisel klagt an
Susanne P., Cheftherapeutin der JVA Straubing, wird von einem Gefangenen stundenlang vergewaltigt - jetzt spricht sie erstmals öffentlich über ihr Martyrium und prangert Missstände an.
STRAUBING/MÜNCHEN Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Straubing gilt als sicherstes Gefängnis in Bayern. 850 Mörder, Totschläger und andere Schwerverbrecher sitzen hier ihre - oft lebenslangen - Haftstrafen ab. Am 7. April 2009 kommt es innerhalb der Mauern des um 1900 als Zuchthaus errichteten Gebäudes zu einem schrecklichen „Zwischenfall“: Ein Sexualmörder nimmt eine Psychologin als Geisel, vergewaltigt sie mehrmals. Gegenüber Reportern der BR-Sendung „Kontrovers“ (Mittwoch, 21.15 Uhr) gab das Opfer nun erstmals ein Interview. Darin prangert sie Sicherheitsmängel in der JVA massiv an.
„Ich habe es überlebt, weil ich es überleben wollte“, sagt Susanne P. heute - ein Jahr danach. In dem Moment, als der Sexualmörder sie an ihrer Bürotür abfing, ihr den Schlüssel abnahm und sich mit ihr verbarrikadierte, war ihr klar, dass sie in Lebensgefahr war.
Der Geiselnehmer knebelt und fesselt sie. Sechseinhalb Stunden hat er die Psychologin in seiner Gewalt. Erst dann lässt er sie gehen. Susanne P. kann seitdem nicht mehr in der JVA arbeiten, in geschlossenen Räumen bekommt sie Panik. Sie zog weg, fing ganz neu an. Ihr Ziel ist es, dass die Sicherheitsmängel in der JVA behoben werden.
So habe sie keine Möglichkeit gehabt, die Polizei, die draußen stand, zu informieren, was im Büro geschah: „Es gab keine Codeworte, kein mobiles Notrufsystem, niemand sah, was geschah“, klagt Susanne P. Die Bürotür ging nach innen auf und war so leicht zu verbarrikadieren.
Der Gefängnisdirektor sagte in „Kontrovers“, es habe keine Versäumnisse gegeben. Und: So etwas könne immer wieder passieren. Ganz anders Justizministerin Beate Merk. Sie sagte zu einer Reporterin: „Es ist ein altes Gefängnis, das nicht dem neuesten Stand entspricht.“ Nun sollen zumindest Personennotrufsysteme angeschafft werden. Nina Job
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