In Brüssel: Unser Christkind macht Werbung für Nürnberg
Beim Adventsempfang in der Landesvertretung werden wichtige Kontakte geknüpft.
BRÜSSEL/NÜRNBERG „Und wer da kommt, der soll willkommen sein!“ Fast 500 hochrangige Diplomaten, EU-Beamte, Abgeordnete, Verbandsvertreter und Wirtschaftslobbyisten lauschten in der bayerischen Landesvertretung des Freistaats bei der Europäischen Union dem Prolog des Nürnberger Christkinds. Rebekka Volland machte in Brüssel beim traditionellen Adventsabend in der Bayern-Botschaft himmlische Werbung für Nürnberg. Und das politische Brüssel war begeistert.
Zig Empfänge konkurrieren jeden Abend um die Aufmerksamkeit der europäischen Entscheidungsträger. Doch am Montag stach das Nürnberger Christkind alle aus. „Es ist sehr bemerkenswert, dass so viele gekommen sind. Die Menschen hier schätzen das“, sagt Reinhard Bettzuege. Er muss es wissen. Er ist Botschafter Deutschlands bei der EU und empfangserfahren wie kaum sonst einer in Brüssel.
Auch Ingo Friedrich, seit 1979 als mittelfränkischer Abgeordneter für die CSU im Europa-Parlament, hat „viele wichtige Leute aus den Generaldirektionen und hohe Beamte“ gesehen. Er weiß, wie wichtig diese informellen Kontakte sind. „Klappern gehört zum Handwerk. Und wer sich in Brüssel nicht präsentiert, der hat große Nachteile.“
Empfang bei Glühwein, Bratwürsten und Karpfen
Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) klappert nicht nur mit dem Christkind-Auftritt. Im Europabüro im Rathaus kümmert sich Barbara Sterl um die Kontakte zur EU. Das heißt einerseits, dass sie immer auf der Suche nach Fördertöpfen ist, die angezapft werden können. So flossen etwa beim Bau des Südpunkts, dem neuen Kulturzentrum in der Südstadt, Gelder aus Brüssel.
Aber es geht auch darum, die Interessen der Stadt bei der europäischen Gesetzgebung möglichst frühzeitig einzubringen. Immerhin müssen 70 bis 80 Prozent aller europäischen Richtlinien und Verordnungen auf kommunaler Ebene umgesetzt werden. Etwa die geplante neue Gebäuderichtlinie, die festlegt, dass künftig in allen öffentlichen Gebäuden ein Energieausweis ausgehängt werden muss. „Das ist ein hoher bürokratischer Aufwand, der wenig Nutzen hat“, so Sterl. Nürnberg und anderen bayerische Kommunen kämpfen nun dafür, dass diese Regel erst für Gebäude ab 1000 m2 gilt.
Hier hilft Natalie Häußler vom Europabüro der bayerischen Kommunen, das diese in Brüssel finanzieren. Ein eigenes Büro in der Europa-Metropole, wie schon einmal angedacht, kann sich Nürnberg nicht leisten. „Dafür sind ja wir vor Ort. Wir können frühzeitig eingreifen und die Städte informieren“, sagt Häußler. Dafür ist es notwendig, ein enges Netzwerk an Kontakten zu knüpfen und zu pflegen – deshalb war der Empfang bei Glühwein, Bratwürsten und Karpfen nach dem Adventsabend fast so wichtig wie der Auftritt des Christkinds. Michael Reiner
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