In bayerischer Klinik: Mit Dr. Roboter im OP

Weilheim - Faszinierend ist das Wort, das Dr. Nuray Cimin-Bredée, die Chefärztin der Gynäkologie im Krankenhaus Weilheim-Schongau, immer wieder verwendet, wenn sie über ihre ersten Operationen mit da Vinci Xi spricht.
Roboter hilft bei gynäkologischen Operationen
Der Roboter mit dem Namen des italienischen Universalgelehrten ist seit Oktober 2020 in Weilheim im Einsatz, zunächst in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Jetzt hilft er Cimin-Bredée auch bei gynäkologischen Operationen, etwa Wucherungen, Zysten oder Gebärmutterentfernungen. Es sei faszinierend mit dem Roboter zu arbeiten, präziser und damit auch für die Patienten sicherer als ältere Operationsmethoden, sagt Cimin-Bredée. Ähnlich begeistert sind ihre Kollegen, Dr. Thomas Löffler und Dr. Reinhold Lang. Der Chefarzt der Allgemeinchirurgie führt aus: "Zum ersten Mal bin ich 1998 mit Da Vinci auf einem Kongress in Berührung gekommen. Damals hat man schon gesehen, wie einfach er zu handhaben ist."
Eine Investition im Millionenbereich
Dennoch mussten die Oberland-Ärzte eine Art "Flugschein" für den Roboter machen, reisten zu Fortbildungen dafür nach Belgien und übten viele Stunden am Simulator, ehe sie Patienten damit behandeln durften, wie sie gestern berichteten. Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Lippmann ist stolz, dass der Landkreis als Träger des Hauses darin investiert hat - im Millionenbereich. So eine Technologie sei selten für ländliche Krankenhäuser, sagt Lippmann und verweist auf den Kooperationspartner, das TUM-Klinikum rechts der Isar, das unter anderen Münchner Häusern auch über einen Operationsroboter verfügt.
"Nicht der Roboter operiert, sondern der Operateur steuert den Roboter"
"Wir waren unter den ersten zehn in Deutschland und haben uns für die Orthopädie bereits Anfang 2019 die Mako-Technologie ins Haus geholt", sagt er über den ersten Roboter in Weilheim, der bereits bei rund 300 Knie-Operationen assistiert hat. Es klingt freilich ein bisschen nach Science-Fiction, dass ein Roboter einen Menschen operiert. Deswegen stellen die Ärzte klar: "Nicht der Roboter operiert, sondern der Operateur steuert den Roboter." So könnten mögliche Vorbehalte ausgeräumt werden. Bislang kommen die Patienten, sei es für Gallenblasenentfernungen, Magenverkleinerungen, Leistenbruchbehandlungen oder andere Eingriffe, die mit Da Vinci Xi möglich sind, aber gerade wegen der modernen Technik nach Weilheim, sagen die Ärzte. Die neue Technik stehe jedem zur Verfügung, nicht nur besonderen Patienten.

Weniger Blutverlust und bessere Wundheilung
Die Vorteile des Roboterassistenten seien, wie Löffler sagt, unter anderem die höhere Präzision der Bewegungen und - dank einer hochauflösenden Kamera - können Blutungen schneller erkannt und dadurch vermieden werden, was weniger Blutverlust bedeute. Patienten hätten nach dem Eingriff eine bessere Wundheilung und weniger Schmerzen, so die Chefärzte. Was Lippmann bedauert: Bislang bleibe es an den Trägern hängen, sich so einen Roboter zu leisten, die Finanzierung werde in Deutschland nicht in den Fallpauschalen abgebildet. "Das muss sich ändern", findet er und appelliert an andere Krankenhäuser, hier zum Wohle der Patienten mutig voranzugehen, so wie es das Robotikzentrum Oberland getan hat.
Da Vinci Xi: Woher der Roboter-Name kommt
Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci hatte bereits vor 500 Jahren Pläne für eine bewegbare Ritterrüstung gezeichnet, an der mit Schnüren die Gliedmaßen zu steuern waren, berichtet Dr. Reinhold Lang. Vermutlich war das der erste Roboter der Welt. Daher kommt der Name des Operationsroboters, der von der US-Firma Intuitive Surgical hergestellt wird. Es gibt mehrere Systeme mit dem Namen, in Weilheim ist ein da Vinci Xi im Einsatz.