Immer weniger Kandidaten für "Unser Dorf hat Zukunft"

Sind sie alle schon schön? Oder woran liegt es, dass die Zahl der Teilnehmer bei «Unser Dorf hat Zukunft» von Runde zu Runde sinkt? Dabei haben viele Orte gute Erfahrungen damit gemacht, wie zwei Bürgermeister aus Sieger-Dörfern berichten.
von  dpa
Spaziergänger laufen unter einem Aussichtsturm durch die herbstlichen Weinberge der Weinlage Sommeracher Katzenkopf. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv
Spaziergänger laufen unter einem Aussichtsturm durch die herbstlichen Weinberge der Weinlage Sommeracher Katzenkopf. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv © dpa

München/Sommerach/Perlesreut (dpa/lby) - Immer weniger bayerische Dörfer nehmen an dem Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teil. Wie aus den von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) veröffentlichten Zahlen hervorgeht, beteiligten sich an der Wettbewerbsrunde 2016 bis 2019 nur 237 Dörfer. Zur Jahrtausendwende waren noch mehr als 1000 bayerische Dörfer dabei gewesen. Seither sank die Zahl stetig. Die jüngste Runde hat diesen Monat begonnen.

"In den Kommunen sind immer weniger Bewohner ehrenamtlich tätig. Aber gerade dieser Einsatz und das Engagement sind für eine erfolgreiche Teilnahme unabdingbar", sagte ein Sprecher des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Auch setzten die Bürgermeister andere politische Schwerpunkte. Und andere Wettbewerbe wie das neu gestartete "Gütesiegel Heimatdorf 2019" des bayerischen Heimatministeriums machten dem Wettbewerb Konkurrenz.

Seit 1961 haben nach LWG-Angaben mehr als 27 000 bayerische Dörfer an dem Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teilgenommen, der früher unter dem Motto "Unser Dorf soll schöner werden" stattfand. Dabei gehe es nicht allein darum, das schönste Dorf zu finden, sondern auch um die von der Dorfgemeinschaft gemeinsam erbrachten Leistungen. Der Wettbewerb für Dörfer und Ortsteile mit maximal 3000 Einwohnern läuft seit geraumer Zeit je über drei Jahre, wobei Auszeichnungen auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene vergeben werden. Neben Urkunden und Preisgeldern geht es auch darum, die Dorfgemeinschaft zu beleben, den ländlichen Raum zu stärken und Orte etwa als Tourismusziele bekannter zu machen. Laut Ministerium sind im Haushalt rund 250 000 Euro pro dreijähriger Wettbewerbsrunde eingeplant.

Für Elmar Henke (CSU), Bürgermeister der unterfränkischen Gemeinde Sommerach (Landkreis Kitzingen) hat sich die Teilnahme seines Dorfes gelohnt. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene wurde Sommerach mit Gold ausgezeichnet, 2014 gewann die Gemeinde darüber hinaus den europaweiten Wettbewerb "Entente Florale". "In der Öffentlichkeit verpufft die Auszeichnung irgendwann, aber im Dorf bleibt viel davon", sagte Henke. Durch die Teilnahme an dem Wettbewerb lernten die Leute ihr Dorf besser kennen und sehen, was alles möglich sei: "Menschen, die sich sonst nicht so am Dorfleben beteiligt hätten, wirken jetzt mit." Und nicht nur die Dorfgemeinschaft ist enger zusammengewachsen. Mittlerweile gibt es laut Henke auch mehr Trauungen in Sommerach. "Ob das mit dem Wettbewerb zusammenhängt, ist aber reine Spekulation", so der Bürgermeister.

"Das Wir-Gefühl besteht auch zum heutigen Tag noch sehr ausgeprägt", berichtete Manfred Eibl (Freie Wähler), Abgeordneter des bayerischen Landtags und ehemaliger Bürgermeister der niederbayerischen Gemeinde Perlesreut (Landkreis Feyung-Grafenau). Der Ort wurde bei dem Wettbewerb 2016 auf Bundesebene mit Gold ausgezeichnet. Der Stolz unter den Bürgern habe durch den Wettbewerb deutlich zugenommen, so Eibl. Und das bleibt nicht folgenlos: "Noch heute werden aufbauend auf den damaligen Erfolg weitere Projekte in enger Zusammenarbeit mit der Gemeindeentwicklung Perlesreut auf den Weg gebracht."

Dieser Prozess ist dem Ministeriumssprecher zufolge eine der positiven Folgen des Wettbewerbs: "Die Dörfer werden für die Dauer des Wettbewerbs von den Kreisfachberatern der Landratsämter fundiert fachlich begleitet - aus diesen Prozessen können die Dörfer einen Mehrwert für die Zukunft mitnehmen", sagte er. Außerdem würden gerade junge Dorfbewohner motiviert, sich für ihre Dorfgemeinschaft zu engagieren. "Die Dorfgemeinschaft nimmt auf Dauer die eigene Zukunft in die Hand." Dem Ministerium ist den Angaben nach kein Dorf bekannt, das die Teilnahme an dem Wettbewerb bereut habe.

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