Immer mehr Tote in bayerischen Badeseen - vor allem Männer trifft es

Vor allem Männer sind gefährdet, erklärt Achim Wiese von der DLRG. Was Schwimmer und Nichtschwimmer beachten sollten, wie man helfen kann.
Ruth Schormann |
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Achim Wiese von der DLRG: "Bei den jungen Männern ist es Übermut, bei den Älteren Leichtsinn."
Mohssen Assanimoghaddam/dpa Achim Wiese von der DLRG: "Bei den jungen Männern ist es Übermut, bei den Älteren Leichtsinn."

München - Der Sommer, die Hitze und Ferien: Das Wetter lockt an Seen, Flüsse, Weiher. Doch das sorgt wohl für einen traurigen Rekord: Immer mehr Menschen, vor allem Männer, ertrinken in Bayerns Gewässern. Oder kommt einem das nur so vor? Achim Wiese von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sagt, der Eindruck, dass immer mehr Menschen beim Schwimmen und Baden sterben, trüge nicht.

Wie viele Menschen sind im Freistaat bisher beim Baden gestorben? Die letzten Zahlen hat die DLRG Ende Juli veröffentlicht: Bis dahin sind in diesem Jahr 45 Menschen in Bayern beim Baden gestorben. Seitdem ist viel passiert– erst am Wochenende sind drei weitere Männer dazu gekommen, der BR schrieb am Montag, mittlerweile sei die Zahl der Ertrunkenen auf 65 angestiegen.

Viele der Opfer sind älter als 50 Jahre. Überschätzen sich ältere Menschen selbst? "Nicht nur die Älteren", sagt Wiese. "Bei den jungen Männern ist es Übermut, bei den Älteren Leichtsinn." (Lesen Sie hier: Tote Schwimmerin im Trebgaster Badesee ist ertrunken)

Wechselnde Wassertemperatur je nach Schicht

Viele unterschätzen auch die Gefahren, die im Wasser lauern. Welche sind das? "Im Fluss ist es die Strömung, Strudel und natürlich der Schiffsverkehr, durch den ein erheblicher Sog entstehen kann", zählt Wiese auf. In Seen, in denen im deutschlandweiten Vergleich mit Abstand die meisten Menschen (116) gestorben sind, gehe Gefahr von Schlingpflanzen aus und der wechselnden Wassertemperatur je nach Schicht. "Das wird sehr schnell sehr kalt, und das führt zu Krämpfen", sagt Wiese. Außerdem gehe es in vielen Seen oft nach einem langen, flachen Stück plötzlich steil bergab. "Das ist dann ein Problem vor allem für Nichtschwimmer", sagt Wiese.

Wie groß ist das Problem mit Nichtschwimmern? Wiese sagt, dass Flüchtlinge zum Element Wasser ein ganz anderes Verhältnis hätten als Mitteleuropäer, die mit dem Baden und Schwimmen aufgewachsen sind. Viele von ihnen gingen zu naiv ins erfrischende Nass – leider oft mit tödlichen Folgen. Doch auch viele, die hier aufgewachsen sind, hätten das Schwimmen nie gelernt. (Lesen Sie hier: Tödlicher Badeunfall - Mann ertrinkt im Olchinger See)

Wiese: "Viele schöne Seen in Bayern, aber ohne Aufsicht"

Hat die hohe Zahl der Badetoten etwas mit der diesjährigen Hitze zu tun, weil Menschen zu schnell ins kalte Wasser springen? Ja, sagt Wiese. Viele missachteten eine der absoluten Grundregeln beim Baden: sich langsam abzukühlen, bevor es ins Wasser geht. "Da sind Frauen einfach vorsichtiger", sagt Wiese.

Warum sterben so viele Menschen in Badeseen und Weihern? Die meisten Menschen in Deutschland sind in Seen und Flüssen gestorben. Mit Abstand. Erst danach folgen Schwimmbäder und das Meer. Wiese bemängelt, dass zu wenig Aufsichtspersonal vor Ort sei. "Das Meer ist von Borkum bis Usedom unter DLRG-Aufsicht", erklärt er, "in Bayern gibt es viele schöne Seen, aber ohne Aufsicht."

Was kann man tun, wenn jemand droht, zu ertrinken? Aufmerksam sein, wie am Sonntagabend an einem See im Kreis Neu-Ulm zwei junge Männer. Sie erkannten vom Ufer aus, dass sich ein Schwimmer (74) in einer Notlage befand. Er drohte unterzugehen, doch sie konnten zu ihm schwimmen und ihn an Land ziehen. Der DLRG-Sprecher rät, zuerst die 112 zu rufen und dann selbst abzuwägen, ob man sich in Gefahr bringt, wenn man im Wasser hilft. Eine zugeworfene Schwimmhilfe oder ein Ast können schon Hilfe sein. Im Zweifel sollte man andere Badegäste ansprechen, ob sie helfen können.

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