Immer mehr Franken wollen Imker werden

Die alte Nürnberger „Zeidlertradition” wird wieder fortgesetzt. Und das ist auch gut so. Denn ohne die fleißigen Bestäuber gäbe es gar keine Nahrung mehr für uns
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Perfekte Ordnung: Im Bienenstock sind alle Aufgaben exakt verteilt, jede Biene weiß was sie zu tun hat.
dpa Perfekte Ordnung: Im Bienenstock sind alle Aufgaben exakt verteilt, jede Biene weiß was sie zu tun hat.

NÜRNBERG Nach Jahren des krassen Wintersterbens von Bienenvölkern gibt es jetzt gute Nachrichten: In Franken steigt die Zahl der Imker wieder. Jahrzehnte fehlte den Bienenzüchtern der Nachwuchs – und das ausgerechnet rund um Nürnberg, im Land der „Zeidler”, das im 14. Jahrhundert des „Deutschen Reiches Bienengarten” genannt wurde. Üppige Honigvorkommen, einzige Süße jener Zeit, machte Nürnberg auch zur Lebkuchenstadt.


Jetzt melden sich wieder mehr Interessenten bei den Einführungs-Kursen von Gerhard Müller-Engler, dem offiziellen Fachberater für Bienenzucht bei der Bayerischen Landesanstalt für Wein-und Gartenbau. 150 bis 200 Anfänger waren es allein im letzten Jahr in Mittelfranken! Der studierte Forstwirt kümmert sich hauptberuflich um die etwa 3000 Imker der Region. „Die Biene hat im Ökosystem eine so herausragende Rolle, dass der Aufwand gerechtfertigt ist”, so der Experte.


Bemerkenswert: 99 Prozent der fränkischen Bienenstockbesitzer sind Hobbyzüchter, weiß Müller-Engler. Thomas Reichel, ein besonders engagierter Imker aus Lauf, verdeutlicht die Bedeutung der sprichwörtlich fleißigen Honigsammler: „Wenn es keine Bienen mehr gäbe, wäre unser Planet in vier Jahren verhungert”, malt er ein Schreckensszenario an die Wand.

Keine Bienen, keine Früchte, keine Nahrung für Singvögel, keine Nahrung für Raubvögel...


„Die anderen Insekten könnten die Blüten bei weitem nicht ausreichend bestäuben. Keine Bienen, keine Früchte, keine Nahrung für Singvögel, keine Singvögel als Nahrung für die Raubvögel...” lautet der Anfang einer katastrophalen Kettenreaktion. Nicht der Mangel an Imkern hat die Zahl der Bienenstöcke dezimiert. Monokulturelle Landwirtschaft schadet der Nahrungsvielfalt. Das Immunsystem der Bienen wurde schwächer, die Varroa-Milbe, Hauptfeind der enorm gut organisieren Honigsammler, hatte leichtes Spiel. Außerdem: Immer weniger Blumenwiesen, weniger blühende Hecken auf dem Lande, frühes Abernten von Feldern, die dann brach liegen, verschlechtern das Nahrungsangebot.
Die neuen Imker sind heute selten Familienmitglieder, sondern Naturfreunde, oft in mittleren Jahren oder nahe der Pensionsschwelle. „Ihnen geht es nicht so um den Ertrag. Sie haben im Schnitt weniger Bienenstöcke, doch die Verteilung ihrer Völker sorgt dafür, dass das freie Land besser mit Bienen versorgt ist”, hat Müller-Engler beobachtet.


Thomas Reichel tut das Seine dazu. Der engagierte Naturfreund besucht Schulklassen und bringt den Jüngsten nahe, warum die Honigbiene das drittwichtigste Nutztier (nach Schwein und Rind) in der Landwirtschaft ist. Infos: www.dasbienenkoerbchen.de

Peter Budig

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