Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Bayern

Jeder Landkreis und jede Stadt im Freistaat soll jetzt mit provisorischen Unterkünften helfen
von  Verena Lehner / Lokales

Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Bayern. Jeder Landkreis und jede Stadt soll mit provisorischen Unterkünften helfen

Die Basketball-Körbe in der Turnhalle des oberbayerischen Raubling scheinen im Moment etwas deplatziert. Denn hier wird vorerst kein Sport mehr getrieben: Stattdessen unterteilen Bauzäune die Halle in kleinere Bereiche. Feldbetten sind akkurat aufgereiht. Es sind die Betten von rund Flüchtlingen, die in der Turnhalle im Landkreis Rosenheim ein vorübergehendes Zuhause gefunden haben. Denn die Raublinger Turnhalle ist Teil des Winter-Notfallplans der bayerischen Landesregierung, den Sozialministerin Emilia Müller am Freitag teilweise in Kraft gesetzt hat.

Auch in der Dreifachturnhalle des Dingolfinger Gymnasiums in Niederbayern wurden Reck und Fußballtor gegen Feldbetten eingetauscht. In Ergolding bei Landshut wird eine ehemalige Tennishalle umfunktioniert, in Straubing die Messehallen. Ähnliche Provisorien werden in Regensburg vorbereitet, im schwäbischen Oettingen sowie in und um München. Doch während die meisten Kommunen noch auf eine mögliche Belegung ihrer Notlager warten, hat Raubling die Überfüllung der Erstaufnahmeeinrichtungen schon zu spüren bekommen.

Rund 100 der etwa 160 Plätze in der Turnhalle sind belegt – vor allem mit Frauen, Kindern und jungen Männern aus dem Kosovo. In der Oberpfalz wurde Cham zum ersten Landkreis für den Notfallplan erklärt. Hier wird keine Turnhalle belegt: Am Wochenende haben die ersten Flüchtlinge die leerstehende Stadthalle bezogen.

Den Grund für den aktuellen Notstand sieht die Staatsregierung vor allem in den vielen Kosovaren, die nach Deutschland kommen. Weil die Chance für Menschen aus dem Kosovo, eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland zu bekommen, aber äußerst gering ist, haben die Innenminister der Länder mit dem Bund vereinbart, dass es in den besonders betroffenen Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ein Schnellverfahren geben soll. Dann könnte sich für die Menschen in der Raublinger Turnhalle schon innerhalb von zwei Wochen entscheiden, ob sie bleiben dürfen, oder nicht.

Der Winter-Notfallplan

Im Oktober stellte die Staatsregierung einen dreistufigen Notfallplan für die Aufnahme von Asylbewerbern auf:

Stufe 1: Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt Bayerns sucht eine provisorische Unterkunft für 200 bis 300 Flüchtlinge, in der die Menschen für maximal fünf Wochen bleiben können.

Stufe 2: Kreise und Städte nennen Grundstücke, auf denen Containersiedlungen gebaut werden können. Dort könnten die Asylsuchenden zwei bis drei Monate bleiben.

Stufe 3: Temporäre Gebäude werden gebaut, in denen die Flüchtlinge für einige Jahre bleiben können.

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