Immer im Zeitgeschehen

Die Retrospektive eines der bekanntesten Fotografen Deutschlands: „In Mode“ von F.C. Gundlach im Neuen Museum Nürnberg
von  AZ Aktuellredaktion
Der Mode-Fotograf F. C. Gundlach vor einem seiner bekanntesten Motive im Nürnberger Neuen Museum
Der Mode-Fotograf F. C. Gundlach vor einem seiner bekanntesten Motive im Nürnberger Neuen Museum © Berny Meyer

NÜRNBERG Die erste Feststellung ist: Man wird von der Menge der Fotos erschlagen. Allein an der Wand in der Mitte des Ausstellungsraums sind beidseitig je 100 Cover-Fotografien von F.C. Gundlach zu sehen, auf der einen Seite aus der Zeitschrift „Film und Frau“ (später „Petra“), auf der anderen aus der „Brigitte“.
Die zweite Feststellung ist: Wer diese Retrospektive im Neuen Museum Nürnberg besucht hat, dem kann keine Modestrecke in irgendeinem x-beliebigen Magazin noch etwas Neues zeigen. Franz Christian Gundlach hat das alles schon vorweggenommen, mit seinen Arbeiten von Ende der 40er- bis zur Mitte der 80er-Jahre: Egal ob in Pose, Mimik, Inszenierung, Ort oder der zugrundeliegenden Idee. Es ist alles da, an den Wänden im Neuen Museum ( und bis zum 26. Juni).


Ursprünglich wurde „In Mode“ im Haus der Photographie in Hamburg gezeigt – die Nürnberger Schau ist eine modifizierte Version – was das Problem der Ausstellung sein könnte: Der unfassbaren Menge einer über 40-jährigen Karriere als der Mode-Fotograf der BRD Herr zu werden. Da kann man nur erschlagen werden.
Betritt man den Ausstellungs-Saal und wendet sich nach links, folgt man zunächst Gundlachs Spuren nahezu chronologisch (das wird aber schnell aufgegeben). Spannend ist es, den Anfängen des 1926 geborenen Perfektionisten nachzuspüren. Da sind Fotos, die an den Film Noir erinnern, mit Spiegelungen in Pfützen, oder die Szenen aus Paris (wo er später arbeitete), die zwar Klischees zeigen, wie das Bistro an der Ecke – aber eben perfekte Klischees.


Es folgt der langsame Übergang Gundlachs hin zur Modefotografie, der zunächst mit seinen Porträt-Fotos beginnt. Da ist der französische Regie-Großmeister Jean-Luc Godard auf einem kleinen Stühlchen vor einem Foto-Hintergrund zu sehen, durch die Meta-Inszenierung ein um so raffinierteres Bild. Oder, später, die Porträts von Romy Schneider. Hier spürt und sieht man – dank der Kontaktabzüge – die Intensität, mit der F.C. Gundlach an diesen Aufnahmen gearbeitet hat. Die Schauspielerin ist hier nicht die glorreiche Romy Schneider, sondern Rosie Albach – unsicher, ungeschminkt, fern des Glamour.


Ganz anders dagegen die Mode-Fotos Gundlachs. Sie sind sowohl eine Geschichte der Mode als auch der Inszenierung derselben. Die vielen Bild-Strecken, die für die Zeitschriften entstanden sind, zeigen Locations und Posen im Wandel, immer mitten im Zeitgeschehen. Gundlachs Bildsprache und die Reduzierung auf’s Wesentliche, nämlich die Mode – egal wie inszeniert die Fotos sind – scheint dabei immer durch. Es sind: Ikonen der Modefotografie.

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